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Wie wird man eigentlich PR-Berater:in?

, 02.09.2024,

Unser Weg in die PR-Branche

Meine erste Berührung mit PR war wahrscheinlich die Darstellung von Samantha Jones in der Serie „Sex and the City”. Eine erfolgreiche Business-Frau, die scheinbar alles im Griff hat und neben A-List-Kunden auch noch genug Zeit für Cocktail-Dates mit ihren Freundinnen hat. Was viele 15-Jährige sicherlich beeindruckt, ist allerdings nur eine sehr naive Darstellung des Berufs, die nicht gerade viel mit dem echten PR-Leben zu tun hat. Denn es braucht einiges mehr an strategischem, ganzheitlichem Denken, um den Blick der Öffentlichkeit auf ein Unternehmen zu verändern, einem Start-up den nötigen Schub zu geben oder kreative PR-Kampagnen auf den Weg zu bringen.

 

Aber welcher Weg führt eigentlich hinein in den abwechslungsreichen PR-Beruf? Das lässt sich gar nicht so genau definieren: Na klar gibt es zig Kurse von Fern-Unis, die einem suggerieren, nach kurzer Zeit „PR-Profi” zu sein oder auch Studiengänge, die sich genau auf dieses Fachgebiet konzentrieren. Dass es dennoch nicht immer dieser Weg sein muss, zeigen die Werdegänge meiner Kolleginnen und Jan als Gründer der Frischen Fische.

 

Erstmal drauflos studieren

Nehmen wir beispielsweise meine Kollegin Mone – Senior PR-Beraterin, Consumer Tech-Expertin und Social Media-Ass: Als Kind wollte sie Schriftstellerin oder Anwältin werden (wenn ich das so sagen darf: Für beide Berufe braucht man durchaus Eigenschaften, die auch für die PR-Arbeit von Vorteil sind 😉) – und studierte dann letztendlich doch erst einmal drauflos:

„Ich wählte das Studium der Soziologie mit allerlei Nebenfächern, um dann zu schauen, welche Richtung mir liegt. Damals war schnell klar, dass ich mir die Nebenfächer Recht, Kommunikationswissenschaften und Psychologie näher anschauen wollte.”

PR-Beraterin Mone

Mone

Schnell war das Interesse für Kommunikation geweckt – in einer Agentur wollte Mone nach einem Praktikum, bei dem Überstunden und das Arbeiten gegeneinander an der Tagesordnung waren, aber auf gar keinen Fall arbeiten. Umstimmen konnte sie zum Glück ein Praxisseminar bei einem ehemaligen Pressesprecher von Continental: Er nahm die Studierenden tief in die Materie mit, erzählte aus seinem Alltag und ließ sie an den positiven und negativen Seiten der PR teilhaben. Daraufhin gab Mone dem Agenturleben noch eine Chance (diesmal in einer reinen PR-Agentur) und ist aufgrund der großen Themenvielfalt dabeigeblieben.

 

Nächste Haltestelle: Journalismus! Oder doch nicht?

Und dann gibt es natürlich trotzdem die Wege, die im Vergleich dazu eher geradlinig verlaufen. Wie bei meiner Kollegin Julia (PR-Beraterin, Pitching Queen und KI-Enthusiastin) und mir:

PR-Beraterin Antje

Antje

Nach dem Abi begann ich mein Studium der Kommunikationswissenschaften – allerdings mit journalistischem Schwerpunkt. Bis ich dann bei einem Praktikum merkte, dass mich der strategische und organisatorische Aspekt der PR doch noch ein wenig mehr interessierte. Leider war es nach meinem Studium gar nicht so leicht, in der PR Fuß zu fassen – Vollzeit-Praktika bezahlten nicht die Miete und Volontariate gab es damals kaum. Nach einigen Jobs in Redaktionen und im Projektmanagement, in denen ich Medienerfahrung sammeln konnte, hat es dann aber doch geklappt.

 

Den Traum vom Journalismus verfolgte zunächst auch meine Kollegin Julia: Sie studierte Modejournalismus und erlernte dabei zudem die Grafikdesign-Basics. Nichtsdestotrotz verschlug es sie am Ende doch in die PR: Julia erkämpfte sich bei Stage Entertainment einen begehrten Praktikumsplatz im Theater des Westens in Berlin. Verzaubert war sie von Tag eins an:

PR-Beraterin Julia

Julia

„Unser Büro lag direkt neben dem Orchestergraben, sodass man sich stets als Teil des Geschehens auf der Bühne fühlte. Es war, als würde man die Energie der Aufführungen in jedem Winkel spüren. Schritt für Schritt wurde ich immer tiefer in die Welt der PR hineingezogen. Irgendwann war ich so fest verwurzelt, dass ein Zurück nicht mehr möglich war …, und vielleicht war es das auch nie.”

 

 

Die Liebe zu Buchstaben: Vom Verlag in die PR

Meine Kollegin Alex (Lektorin und unser absolutes Organisationstalent) kam eher über einen Quereinstieg zur PR: Hätte es die Wende nicht gegeben, wäre sie wahrscheinlich Lehrerin geworden – so stand ihr nun jedoch die Welt offen und die Qual der Wahl überforderte sie zunächst:

Organisationstalent und Lektorin Alex

Alex

„Ich studierte ein wenig Englisch und Spanisch auf Übersetzerin und machte dann eine Ausbildung zur Verlagskauffrau. Das war die Initialzündung – endlich war ich da, wo ich meine Leidenschaft für Bücher ausleben konnte. Vor allem als Lektorin, aber auch im Event- und PR-Bereich sammelte ich über zwei Jahrzehnte Erfahrung.”

Irgendwann wurde es Zeit für einen Perspektivwechsel, der Alex dann komplett zur PR-Branche wechseln ließ:

„Eine Freundin aus früheren Verlagstagen machte mich auf die Frischen Fische aufmerksam, die damals jemanden für „organisatorische Dinge und mehr” suchten. Okay, dachte ich mir, genau mein Ding, und außerdem … brauchen auch verdammt gute PR-Texte manchmal ein sanftes Lektorat.😉”

 

„Alle Menschen, die bewusst eine PR-Karriere ansteuern, sind mir suspekt – aber was soll man machen, wenn man sich verliebt?”

 

Und wie sieht es bei unserem Oberfisch Jan aus? Schließlich muss die Liebe zur PR an irgendeinem Punkt entfacht worden sein, wenn man eine eigene Agentur gründet, oder? Doch lassen wir ihn das am besten selbst erzählen:

„Als Jan Eppers eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett in einen ungeheuren PR-Berater verwandelt vor. So „kafkaesk” hat sich für mich der Einstieg in die PR angefühlt.

Geschäftsführer Jan

Jan

Über unzählige Zufälle hinweg bin ich als Volo in einer Tech-PR-Agentur gelandet. Ich hatte nach 19 Semestern gerade meinen Master in Philosophie in der Tasche, doch war kurz zuvor mein leidenschaftlich geliebter Wahrheitsanspruch an die Philosophie zerbrochen. Statt Wahrheit gab es für mich auf einmal nur noch Plausibilitäten, und damit wollte ich mein Leben nicht verbringen.

Als Agentur-Novize war ich zwar viel beschäftigt, aber geistig unterernährt. Ich hatte schließlich zuvor Fußnoten zu altgriechischen Denkern aus meinem Hirn gewrungen und jetzt eine Pressemitteilung zu einer neuen Computermaus?! Dann kam die erwähnte Nacht, zwei Synapsen hatten sich ungefragt verbunden, und ich liebte die PR! Alle Menschen, die bewusst eine PR-Karriere ansteuern, sind mir suspekt – aber was soll man machen, wenn man sich verliebt?

Die Welt ist manchmal toll, manchmal auch blöd. Halbvoll oder halbleer. PR ist immer halbvoll. Truth well told. Immer truth, aber auch immer well told. PR ist angewandter Optimismus, und das passt zu mir.”

 

Nicht der Weg zählt, sondern das, was du auf ihm lernst

Wie heißt es so schön: Viele Wege führen nach Rom – oder in diesem Fall in die PR. Natürlich schadet es nicht, bereits im Studium oder der Ausbildung seinen Fokus auf Kommunikation und PR zu legen. Aber es kann genauso vorteilhaft sein, aus anderen Fachbereichen zu kommen, denn ein breiter Horizont und Fachwissen in unterschiedlichen Themenbereichen sind in der PR von großem Nutzen.

Am Ende kommt es vor allem darauf an, die richtigen Eigenschaften mitzubringen. Neben einem gewissen Talent für das Schreiben und einer guten Portion Kreativität muss ein:e PR-Berater:in stressresistent sein, um in Krisensituationen ruhig und überlegt handeln zu können. Strategisches Denken und analytische Fähigkeiten sind ebenso notwendig, um effektive Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Zudem gehört das Networking ganz klar zur Medienarbeit dazu. Daher sollte man offen und kommunikativ sein, um stetig neue Verbindungen aufzubauen und zu pflegen.

Teamwork

 



Über Antje Ohl

Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaft zog es Antje vom hohen Norden in Richtung Elbflorenz. Dort konnte sie Agenturerfahrungen als Projektmanagerin und Redakteurin sammeln. Wenn Antje gerade nicht ihre kreative Ader bei den Frischen Fischen auslässt, ist sie in einem Buch vertieft oder dreht ihre Lieblings-Playlists voll auf.


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