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Das Auge liest mit – PR-Visuals 1 (Acht Tipps für gute Pressebilder)

, 11.10.2011,

Als ganz frischer Frischer Fisch, der sich in der Agentur seit einigen Wochen um das „Aufhübschen“ verschiedenster Inhalte kümmert, möchte ich auch durch unseren Blog zur Verschönerung der PR-Welt beitragen :). Am Anfang stand die Idee einer kleinen Liste von Ratschlägen für bessere Visuals in Pressemeldungen. Dabei fiel mir allerdings schnell auf, dass diese Thematik nicht nur ungemein spannend, sondern mindestens genauso umfassend ist. Deshalb findet ihr hier den ersten Appetithappen einer kleinen Serie rund um Fotos, Grafiken und deren Verwendung als Pressematerial.

Kurzes Gedankenexperiment zu Beginn: Stellt euch vor, ihr blättert in einer Zeitschrift oder surft im Netz. Was fällt dabei wohl als allererstes ins Auge? Fettgedruckte Überschriften? Das Logo? Oder vielleicht auffällig platzierte Subheadlines?

Ich mag die bunten Bildchen…. :-)


Zahlreiche Studien (siehe Beispiel 7) belegen, dass Grafiken und Fotos noch lange vor allen anderen Elementen wahrgenommen werden. Im Idealfall vermittelt uns ein Bild schon vor dem Lesen eines Textes dessen Kernbotschaft, kann dabei allerdings noch auf einer ganz anderen Wahrnehmungsebene greifen als das geschriebene Wort. Leider wird diese Wirkung trotzdem oft unterschätzt. Ein gutes Bild besitzt große Zugkraft, und kann Aufmerksamkeit und Emotionen der Leser auf direktem Weg stimulieren. Redakteure sind daher immer dankbar für aussagekräftige Bilder. Unter Umständen kann es sogar vorkommen, dass am Ende des Tages nicht die Pressemeldung an sich entscheidet, wo und ob sie veröffentlicht wird, sondern das mitgelieferte Bildmaterial.

Auch der Erfolg der BILD basiert auf der bahnbrechenden Idee Axel Springers, eine Zeitung zu produzieren, in der Fotos im Mittelpunkt stehen. Zu Anfang erschien sie sogar tatsächlich als reine Fotozeitung mit langen Bildunterschriften. Springer erkannte als erster deutscher Verleger den Wettbewerb mit dem neuen Medium TV und stellte fest: “Die BILD ist die gedruckte Antwort auf das Fernsehen”. Es wird berichtet, dass er Zeit seines Lebens die Auswahl der Aufnahmen höchstpersönlich und akribisch beobachtete – und auch, dass er diesbezüglich mit der Redaktion alles andere als zimperlich umging. Der wichtigste Einwand gegen Pläne für ein reines Fotojournal, war der, dass es dafür gar nicht genug gute Bilder gäbe. Aus Sicht des Wirtschafts-Ressorts mag das auch heute noch gelten, denn wirklich spannende PR-Bilder und wirkungsvolle Schaubilder sind noch immer spärlich gesät.

Was muss man allgemein beachten, damit ein PR-Foto seine ‚volle Power‘ entfalten kann?

1. Mit ungewöhnlichen Bildideen könnt ihr echte Hingucker erzeugen. Unter Beachtung von Zielmedien und Unternehmensimage darf man da auch mal etwas mutiger sein! Zwei schöne Beispiele aus der Fische-Historie (Absaar GmbH und PaperC):



2. Branding/Product Placement solltet ihr sehr sensibel einsetzen. Ein Logo kann zu sehen sein, darf aber nicht im Mittelpunkt stehen. (Schön umgesetzt zum Beispiel von Tracks&Fields. Achtung: viel deutlicher wäre allerdings zu werblich.)

3. Wird oft vergessen: bitte auch die Bildsprache nach den CI-Vorgaben des jeweiligen Unternehmens ausrichten.

4. Es gibt einen Unterschied zwischen Werbe- und PR-Fotografie! Achtet darauf, dass Pressebilder nicht zu ‚geschönt‘ weitergegeben werden.

5. Das ‚echte Leben‘ ist interessanter als gestellte, steife Situationen. Fühlt sich beispielsweise eine abgebildete Person nicht wohl, sieht man das sofort und die gesamte Szene wirkt unnatürlich.

6. Zusätzlich zu diesen Tipps, solltet ihr in jedem Fall die Zusammenarbeit mit einem professionellen Fotografen (der kennt meistens auch noch eine Menge weiterer Tipps und Kniffe, um das Beste aus den Bildern herauszuholen) in Betracht ziehen.

Meine Surf- und Inspirationstipps:

7. Diese sehr informative Eyetracking-Studie lege ich allen, die mehr über den Weg unserer Blicke erfahren möchten, wärmstens ans Herz.

8. Die besten PR-Fotos in den Kategorien Tourismus, Produktfoto, Porträt, Unternehmenskommunikation, NGO-Foto, sowie Events und Kampagnen werden jährlich beim pr-bild-award.de gewählt.

Mein Favorit 2011 ist übrigens diese Aufnahme ;)

http://www.pr-bild-award.de/images/voting/400_preview_big.jpg

Aufnahme für Broschüre Seniorenstift (Melanie Schmidt)



Über Juliane

Gestalterisch gestartet ist Juliane im “Team E-Commerce” (zuerst Wohndekor, dann Tech). Seit 2011 trägt sie das Trikot der Frischen Fische und taucht, sowohl inhouse als auch für unsere Kunden, nach versunkenen visuellen Schätzen.


11 Kommentare


  • Interessant ist: Das Bild der springenden Boys finde ich als Start-Up Bild total super, gerade weil es etwas schräg ist. Das gibt der Sache mal eine persönliche Note! Als Band-Pic würde ich sagen: Oh my god!

    Aber am Ende könnten sich Unternehmen eh vielmehr am Bandfoto orientieren?
    1. steht das „Team“ ja auch immer mehr im Vordergrund (Social)
    2. Wäre es da zitiert und nicht geklaut :D

  • Auch wenn ich mir heute Abend wieder anhören darf, ich hätte wohl nichts zutun auf Arbeit, das mit dem Eyetracking finde ich jetzt doch mal interessant – allerdings muß ich gestehen, daß der Link hier nicht sooo besonders gelungen ist. Meine Aufmerksamkeit hat er jedenfalls nicht sonderlich lang gefesselt. ;) Da gibts bessere Sachen, wie z.B. das hier, auch wenns schon von 2007 ist: http://www.ojr.org/ojr/stories/070312ruel/

  • @Mike
    Ja, es gibt immer mehr „Knipser“ und ja, die werden immer stärker gebucht – denn oft brauchen die Companies ja nur schnell etwas für Blog, Facebook oder eine Online-Pressemitteilung. Warum nicht?

    Nach meinen Erfahrungen geht’s aber der Fotografie gerade wie so vielen anderen Dingen: Es stirbt nicht das „wahre“ Profitum aus, sondern das Mittelmaß, das früher die Massenware war. Mit hochwertigen Bildern können sich die Firmen heute stärker differenzieren als früher und sie tun’s auch (evtl. nicht-repräsentativer, persönlicher Eindruck). Weil per Share & Like über die Attraktivität der Bilder abgestimmt werden kann und nicht per Fotoredakteur oder Fachjury.

    Der Qualitätsanspruch an Bilder hat sich allerdings wg. Reproduzierbarkeit und Kann-ja-jeder-mit-ner-Digiknipse plus PS verschoben. Statt schön soll’s meist interessant sein.

  • @Mike:

    Also die Oma find ich irgendwie ganz cool. Bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob man die in eine Broschüre für nen Seniorenstift tatsächlich einbauen sollte, da meiner Oma das Bild wahrscheinlich nicht gefallen würde…

    Bei dem anderen Bild mit den springenden Personen geb ich Dir recht – gerade auch den Aschenbecher im Hintergrund hätte man mal zur Seite rücken können. ^^


  • Mike

    Nachtrag: Dieser Blogeintrag enthält direkt zwei Negativ-Beispiele:

    a) Die springenden Personen
    Wo ist die Geschichte? Keine Symmetrie, kein Bildaufbau, dafür stürzende Linien. Flache Farben, weil nur available Light. Super unruhiger Hintergrund.

    b) Die Oma
    Das Original ist sehr wahrscheinlich gnadenlos überbelichtet gewesen. Die Haut sieht akut nach „Lichterwiederherstellung ohne passendes Kameraprofil“ in Lightroom aus.


  • Mike

    Netter Artikel, aber leider sieht die Realität anders aus. Da wird der stadtbekannte Knipser gebucht, weil viele Agenturen und Unternehmen überhaupt nicht in der Lage sind, den Profi vom Knipser zu unterscheiden.
    Geschweige denn bereit sind, professionelle Honorare zu zahlen. Nach der Event-Fotografie stirbt der Bereich PR- und Pressebild gerade auch langsam den Knipser-Tod.

  • Danke Conny, haben wir schnell geändert…

  • Hey hey, der Link zur sehr informativen Eyetracking-Studie funktioniert nicht.

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