PR Blogs Galore? – Die Top 5 der Top 50
Anfang der Woche kursierte ein spannender Link bei Twitter, betitelt mit “The 50 Best Blogs for PR Professionals”, verfasst von B.school, einem Verzeichnis für wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Neugierig geworden, bin ich die 50 US-Blogs einmal durchgegangen und auf hab sie auf Herz und Nieren geprüft: Wie relevant sind sie für die deutsche PR-Landschaft? Wie sieht es mit der Qualität der Posts aus? Was ist mit der professionellen Aufmachung, und der Häufigkeit der Posts? Und wie persönlich gehalten sind sie? Manches hat mich verwundert, anderes amüsiert, wieder anderes eher gelangweilt.
Cocktails, Buchrezensionen und Eigen-Marketing
– Bei mindestens drei von Frauen betriebenen Blogs gab es rosafarbene Martinigläser und/oder Lippenstifte zu sehen auf der Startseite. Ist das ein New Feminism-Ding? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sehr anziehend auf männliche Kommunikationsexperten wirkt. Und es lenkt eher vom (oft durchaus patenten und informativen) Inhalt der Blogposts ab.
– Anders als bei den deutschen Blogs, die ich kenne, und in denen oft auch ein gewisses politisches Bewusstsein durchkommt, ist es bei US-PR-Blogs scheinbar gang und gebe, ein Buch nach dem anderen zu rezensieren. Auch wenn es dabei um PR-Themen geht, ist das oft zu speziell für Leser aus dem Ausland. Und ggf. gesponsert.
– A propos speziell: mindestens 10 der Blogs kämen nicht für mich infrage, weil dort recht kryptisch über (PR-)Firmen gesprochen wird, mit denen der gemeine deutsche PR-Verantwortliche wahrscheinlich wenig zu tun hat.
– Stichwort Häufigkeit der Blogposts: alle 3-5 Tage oder mindestens einmal die Woche wäre schon gut. Das gilt aber für einige der Blogs nicht – bei einem war der letzte Post sogar datiert auf den 10.Januar. Ein leidenschaftlich und vor allem professionell geführtes Blog sieht anders aus…und wer will schon 4 Monate alte ‘News’ lesen? Natürlich stehen hinter einigen Blogs mehrere Verantwortliche und somit auch potentielle Autoren, und andere Blogs werden nur von einem PRler und ggf. Gastautoren gepflegt. Das muss jedoch auch kein Nachteil sein, weil es die persönliche Bindung und den entsprechenden charakteristischen Ton verstärkt.
– Auch etwas mühselig: Schriftgröße 8 und lieblose Aufmachung, gepaart mit Werbung an beiden Rändern und altbackenen, überförmlichen oder unschön gephotoshoppten Bildern laden nicht zum Verweilen ein, wertvoller Content hin oder her. Als PR-Profi sollte man ja nicht nur Erfahrung mit den Neuen Medien haben, sondern dazu in der Lage sein, sich selbst professionell zu vermarkten.
Aber genug der (typisch deutschen?) Kritik. Ziel meiner Recherche war es schließlich vor allem, meine persönliche ‘Top 5’ zu erstellen – von Blogs, die in meinen RSS-Feed wandern: zur Inspiration, aber für Kommunikations-Tipps und Tricks aus Expertensicht. Und hier sind sie:
Blogs, die sich lohnen
Wer sich für News aus der PR-Welt, professionell und lebendig aufbereitet, interessiert, dürfte bei PR Daily fündig werden. Hier dominiert ein hochaktueller, angenehmer Media-Mix aus News, Tipps, Quiz-Posts (u.a. zu “10 Mythen zur Generation der Digital Natives“) und unterhaltsamen Posts und Videos zu den Themen Marketing, Media Relations, Social Media und Krisenkommunikation. Der Ton der Autoren ist persönlich und doch professionell. Aktuell wird hier zum Beispiel nicht nur über die Rolle berichtet, die Burson-Marsteller bei der von Facebook in Auftrag gegebenen Google-Schmutzkampagne gespielt hat. Zusätzlich werden Hintergrundinfos geliefert, die auch ethische Fragen zur Rolle der PR stellen, und welche Konsequenzen eine solche Geschichte hat für die Reputation der Branche. Gemessen an den Ansprüchen, die ich an eine gute (Print-) Zeitung à la Süddeutsche habe, sieht PR Daily alles andere als alt aus.
Wer tief drin steckt im PR-Business und die beruflichen und persönlichen Implikationen der Arbeit mit Kunden, Kollegen und Journalisten auch mal von der humorvollen Seite sehen will, dem empfehle ich das Blog PR at Sunrise. Hier werden sowohl generelle als auch persönliche Themen angesprochen – zum Beispiel, wie Marketing und PR-Abteilungen einander sehen, oder dass der Kunde zwar immer recht hat – man selbst als PR-Berater deswegen aber noch lange nicht falsch liegt. Was mir neben dem Inhaltlichen besonders gut gefällt, sind die Titel der Blogposts. Hier weiß jemand, wie man Interesse weckt und zum Weiterlesen animiert.
Thematisch ähnlich breit aufgestellt wie PR Daily ist The Future Buzz; hier geht es vor allem um Medienarbeit, Digitales Marketing und PR-Fragen zu spannenden wie allgemeingültigen und internationalen Themen à la “Macht Social Media süchtig?”, “Wie sieht zeitloser und dennoch spannender Content aus?” und “Wieso macht es Sinn, im Marketing- und PR-Business auch mal Regeln zu brechen?“. Der Blogger Adam Singer kommt dabei rüber als jemand, der sein Handwerk versteht: In a world where startups are designing their communications to be effective from the ground up, your legacy organization is screwed if you’re going to hold on to your sacred cows. Time to change or be ignored. Damit kommt er seinem erklärten Ziel, im Social Web ‘Buzzes’ anzuregen und für Sichtbarkeit zu sorgen für Produkte, Marken und bestimmte Unternehmen, ziemlich sicher sehr nah – und dient gleichzeitig als Inspirationsquelle für Leute wie mich.
Ein wahrer Fundus an PR- und Social Media- Wissen sowie humorvolle Seitenhiebe und Beobachtungen ist Danny Browns Blog, dessen Slogan “The Human Side of Media and the Social Side of Marketing” eigentlich für sich spricht. Der Mann kann texten – und er weiß auch, wovon er redet. Neben der professionellen und lebendigen Aufmachung stechen vor allem die kurzweiligen aber aussagekräftigen Posts ins Auge, die nicht viel erklären und um den heißen Brei herum reden, sondern entweder klar und deutlich Lösungsansätze an Beispielen geben, oder einfach Fragen in die Blogosphäre werfen. Zwei gute Beispiele dafür: sein aktuellster Post, wie eine richtig geführte Facebook-Fanseite aussieht, und seine Frage danach, ob tatsächlich jede Marketing- oder PR-Idee immer außergewöhnlich toll sein muss, um ebensolche Resultate zu zeitigen. Wie Service- und Audience-orientiert er bei aller Päzision bleibt, ist nicht zuletzt in seiner Rubrik ‘Lists’ ersichtlich: Wer würde nicht neugierig auf Blogposts mit so humorvoll-selbstironischen Titeln wie “10 Things your Parents Told You That Still Apply to Social Media“, “25 Ways to Use the Web to Find Content for Your Blog“oder “317 Ways to Succeed in Social Media“?
Das letzte Blog meiner Top 5 dürfte den meisten deutschen PRlern und Social Media-Kundigen bekannt sein, und ist eigentlich schon lange ein Must. Brian Solis blickt in seinem Blog mit dem griffigen Untertitel “Defining the Convergence of Media & Influence” über den New Media-Tellerrand hinaus und stellt auch mal philosophischere Fragen – zum Beispiel nach dem Ende der gezielten Websuche und dem Revival der Informationswirtschaft. Und seine Gedanken zu Facebook-Branding, Film und der Relevanz von Social Media-Kanälen wie Twitter & Co. bleiben sicher nicht völlig ungehört – immerhin gilt Solis mit Fug und Recht als einer der Top-Multiplikatoren im PR- und Social Media-Business mit aktuell 91.681 Twitter-Followern, und sein Blog wurde von Advertising Age 2010 zum 9.-populärsten Marketing-Blog der USA gekürt. Oh, und wusstet ihr, dass er 2008 den Begriff “PR 2.0” erfunden haben soll?
Soviel zu meiner kleinen, sehr persönlichen Top 5-Liste zum Wochenende. Was meint ihr dazu? Und welchen Blogs aus den Top 50 habe ich dann vielleicht doch zu wenig oder gar keinen Tribut gezollt?