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Medienkompetenz für Kinder: Oder soll man es sein lassen?

, 03.08.2023,

„Ich hab’ keine Zeit dafür und  ich will mein Kind auch nicht ständig kontrollieren”, antwortet eine erziehungsberechtigte Person mühsam beherrscht auf den vorsichtigen Hinweis, dass ihr achtjähriges Kind Videos von sich selbst auf TikTok postet. Mit nacktem Oberkörper und Makeup-Filter inklusive meterlanger Wimpern. Und anschließend Screenshots davon im WhatsApp-Status veröffentlicht. 

In einer Welt, in der Medien auf LSD und allgegenwärtig sind, stehen Eltern ständig vor neuen Herausforderungen bezüglich der Medienkompetenz ihrer Kinder. Die sichere Nutzung zum Beispiel von KI-gesteuerten Plattformen wie TikTok erfordert eine bewusste Erziehung und Aufklärung über den Umgang mit digitalen Inhalten.

Kinder waren schon immer gut darin, unter dem Radar ihrer Eltern zu fliegen. Soll heißen: „Früher” hat sich der liebe Nachwuchs heimlich hinterm Schuppen mit der Zwille mit Kartoffeln beschossen. Davon wusste dann die jeweilige Kiez- oder Dorftruppe, aber Bilder davon gab es keine. Heute sind die Kids bis ins letzte Eck vernetzt, und was ihre unfertigen Hirne an verrückten und manchmal auch schlechten Ideen ausspucken, landet ungefiltert im Netz. Esslöffel voll Zimt essen, Waschmittelpods lutschen oder Planking an absolut plankinguntauglichen Orten sind nur einige Beispiele dafür, zu was die Kartoffelduelle mutiert sind.

 

Krawall und Remmidemmi

Medienkompetenz umfasst das Verständnis von Medieninhalten, die Fähigkeit zur kritischen Bewertung von Informationen und die sichere und verantwortungsvolle Nutzung von Technologie. Es beinhaltet auch das Bewusstsein für Datenschutz, Privatsphäre und die potenziellen Auswirkungen von Online-Aktivitäten. Ich bin 38 und mit dem Internet groß geworden. Dieses Bewusstsein sehe ich jedoch nur bei einem Bruchteil der (gleichaltrigen) Eltern in meiner Bubble. Das Internet ist kein Yippie Yippie Yeah-Safe Space.

 

Der Satz „Ich kann mein Kind nicht kontrollieren” klingt hier wie eine auf Krawall gebürstete Bankrotterklärung. Ein Kind großzuziehen heißt auch, es vor kleineren und größeren Dummheiten zu beschützen. Es Fehler machen lassen gehört dazu, sicher.

 

Aber wer lässt sein Kleinkind schon wiederholt auf die heiße Herdplatte fassen, nur damit es lernt, dass der Herd weh tut, wenn er an ist? Dasselbe gilt für ältere Kinder.

Eltern, die selbst nicht gelernt haben, sich sicher im Digitalen zu bewegen, oder die meinen, das Darkweb sei irgendwas mit Schweinkram im Berliner Berghain, sind in der Regel nicht gut darin, ihren Kindern erfolgreich Medienkompetenz zu vermitteln. Von Unwissenheit betroffene Eltern auf ihre Unkenntnis hinzuweisen, bringt allerdings Freundschaften in aktute Gefahr. Schließlich beschleunigen die Gefühle (vermeintlich) zu Unrecht kritisierter Eltern schneller als ein Düsenjet. Da reicht schon die Frage, ob ein Grundschulkind wirklich ein voll funktionsfähiges Smartphone braucht.

Dabei spielen Eltern eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung von Medienkompetenz an ihre Kinder. Sie sollten sich aktiv mit den von ihren Kindern genutzten Plattformen und Apps auseinandersetzen, um die Risiken zu verstehen und ihnen angemessen begegnen zu können. Doch seinen Kindern offen zu zeigen, dass einem selbst das Wissen fehlt, fällt sehr schwer. Es ist extrem wichtig, offen mit den Kindern über die potenziellen Auswirkungen ihrer Online-Präsenz zu sprechen und sie zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit sozialen Medien zu ermutigen und anzuleiten. Egal, wie sehr sie dabei vor sich hin grummeln.

 

Klar wie Kloßbrühe

Niemand erwartet von uns Eltern, dass wir das Rad neu erfinden. Wir müssen auch nicht Pädagogik studiert haben, um unseren Kindern wesentliche Dinge zu vermitteln. Ich habe mal ChatGPT gefragt, was die Eltern aus dem eingangs erwähnten Beispiel tun könnten:

„In Bezug auf das konkrete Beispiel des Kindes, das Halbnackt-Videos von sich auf TikTok postet, sollten die Eltern das Gespräch suchen. Sie können dem Kind erklären, dass das Teilen solcher Inhalte nicht angemessen ist und möglicherweise negative Auswirkungen haben kann. Es ist wichtig, dass das Kind versteht, wie es seine Privatsphäre schützen kann und welche Konsequenzen das Veröffentlichen von intimen Inhalten haben kann.

Darüber hinaus sollten Eltern Technologie als Werkzeug nutzen, um die Medienkompetenz ihrer Kinder zu fördern. Es gibt viele Apps, Filter und Einstellungen, mit denen Eltern die Aktivitäten ihrer Kinder online beobachten und ggf. einschränken können. Es ist jedoch wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der das Vertrauen und die Privatsphäre des Kindes respektiert und gleichzeitig seine Sicherheit gewährleistet.”

Leuchtet ein oder? It’s not Rocket Science!



Über Sarah Liebigt

Redakteurin, Twitterqueen, Eventplanerin. In 14 Jahren als Journalistin bzw. PR-Mensch hatte Sarah verschiedenste Jobtitel inne. Ob in der Hauptstadtpresse, der Landwirtschaft oder heute bei den Fischen; (kritische) Fragen stellen und schnell viel schreiben sind die Basis für Kommunikation in/mit verschiedenen Branchen, Menschen und Medien.


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