Kreativwirtschaft: Warum Gründer ihre Handynummer immer und überall kommunizieren sollten
Jeder, der irgendwie mit der Beratung von Gründern aus der Kreativwirtschaft (Fotografen, Bands, Illustratoren, Schneidern oder Programmierern) zu tun hat, kennt deren Probleme bei der Akquise neuer Aufträge. In letzter Zeit habe ich diverse Workshops vor Gründern aus der Kreativwirtschaft gehalten und dabei überrascht festgestellt, dass teilweise gerade mal 25% der Teilnehmer ihre Handynummer im Netz freigeben.
Sie schalten Anzeigen, drucken Flyer, besuchen Netzwerktreffen und legen teuer gepimpte (aber redaktionell vernachlässigte) Facebook-Seiten an, um Aufmerksamkeit (und somit Aufträge oder Gigs) zu ergattern…Und doch heißt es immer wieder: “Man gibt dem Neuen (sprich: mir) keine Chance!”
Und das ist ja auch richtig! Ich selbst habe ein Netzwerk etablierter Partner aus nahezu allen Bereichen! Warum sollte ich also zu einem neuen wechseln? Der häufigste Grund dafür ist, dass einer dieser festen Partner gerade nicht verfügbar ist (Urlaub, Krankheit, Aufträge) und ich aber gerade spontan jemanden brauche.
Und da kommt die Handynummer ins Spiel. Denn all jenen, die nicht permanent und durchgehend an ihrem Schreibtisch sitzen und einen stets erreichbaren geschäftlichen Festnetzanschluss (zum Beispiel weil sie zwischen Coworking-Space, Cafe und Wohnung tingeln) ihr eigen nennen, kann ich nur dringend den Tipp geben:
“Veröffentlicht Eure Handynummern immer und überall!”
Gerade bei Bands, DJs oder Fotografen oder Bühnen-Technikern gilt: Staus, plötzliche Erkrankungen oder die Deutsche Bahn bringen den Auftraggeber oftmals in heikle Situationen. Die Vorband fällt aus. Der Fotograf hat Mumps. Der DJ einen gebrochenen Finger. Ich brauche Ersatz! Es brennt die Luft! Da habe ich nicht die Zeit, abzuwarten, ob jemand meine E-Mail liest oder seinen Anrufbeantworter abhört.
Darum gilt:
– Pflege eine eigene Website (Nicht jeder Auftraggeber mag Facebook oder gar myspace)
– Pflege im Zweifel ein XING-Profil (Die mobile App ist für viele Auftraggeber die neue Visitenkarten-Schatulle)
– Publiziere auf Website und XING-Profil Deine Handynummer (Im Zweifel mit Hinweisen auf Tage, wo Ihr auf keinen Fall könnt)
– Übrigens: Am besten bei XING die “0” aus der Vorwahl entfernen, nur dann ist bei Smartphones der direkte Anruf über die App möglich
Das gilt übrigens auch für die PR! Es kommt nicht selten vor, dass ein Redakteur ganz kurzfristig einen Experten zu einem Thema braucht. Wenn ihr also während der Geschäftszeiten nicht dauerhaft im Büro über eine Festnetznummer zu erreichen seid, dann ist es sicher nicht verkehrt, die Handynummer auch in der Rubrik “Presse” zu veröffentlichen.
Meine Nummer steht seit Jahren öffentlich im Netz! Ich habe noch nie eine Spam-SMS bekommen, die darauf zurückzuführen ist (was sich bestimmt mit diesem Beitrag ändert – ich lache jetzt schon) oder hatte Anrufe von Call-Centern (außer O2, aber verstecke mal vor denen als Kunde Deine Nummer).
Also: Die Angst vor dem Verlust der Privatheit ist absolut nachvollziehbar und gesundheitlich auch vollkommen richtig! Aber sie ist in Zeiten der Gründung ziemlich unbegründet. Veröffentlichte Handynummern werden von Verkäufern zur Kaltakquise nach meinen Erfahrungen wirklich extrem selten benutzt. Und sobald Euch wirklich jeden Tag nach Feierabend ein Interessent anruft, läuft Euer Geschäft wahrscheinlich so gut, dass von Akquise-Problemen keine Rede sein kann. Und wenn Euch jeden Tag ein Redakteur anruft, dann könnt ihr Euch ja mal nach einer gescheiten PR-Agentur umschauen :D
Habt ihr andere Erfahrungen? Wie findet ihr schnell Ersatz für ausgefallene Dienstleister? Ist Skype eine weitere Alternative?
4 Kommentare
sebastian
Bei twitter gilt aber auch
1.) ich weiß nicht, ob er es liest!das weiß ich nur – und wirklich nur – wenn ich anrufen kann! also xingprofil oder website in die twitter-bio und dort die handynummer rein :D
stefan
kann ich ganz bestätigen. bringt mehr vorteile (schnelle erreichbarkeit und wettbewerbsvorteil) als nachteile. nachts ist das ding sowieso aus – und merkwürdige anrufe kommen vernachlässigbar wenig, werbe-sms: auch noch keine.
Uwe Werner
Indessen ist selbst Twitter eine gute Alternative, denn jeder kennt jeden irgendwie. Vielfach aber, da muss ich Dir recht geben, ist die Suche nach Kontakdaten oder gar einem Impressum reine Dedektivarbeit und ein Glücksspiel.
Es will mir nach wie vor nicht recht in den Sinn, wieso Unternehmer, welche doch letztlich eine Dienstleistung anbieten wollen und aauf Kunden hoffen, so defensiv mit ihren Kontaktmöglichkeiten umgehen.
Meine Nummer (mobil) steht auf jeder Visitenkarte, im XING-Profil etc und auch ich habe noch nie das Spam-Problem gehabt.
Privatsphäre ist richtig und wichtig, aber wer sich vor Kontakten scheut , sollte entweder die Gründung lassen oder sich ein billiges Prepaidhandy dafür zulegen.