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Facebook-Camp: Selbsthilfegruppen, Battles und Fußball im Social Web

, 30.04.2012,

Am Wochenende war ich in Hamburg beim FB-Camp, dem Barcamp rund um Facebook. Mit Vorfreude aber auch einer guten Portion Skepsis reiste ich an. Meine größte Sorge: Das Verhältnis der drei klassischen Hauptzielgruppen Session-Leader, Diskutanten, Wissensschnorrer Neugierige könnte sich bei so einem spitzen High Interest Thema stark Richtung passiver Neugier bewegen. Aber: Dem war überhaupt nicht so. Am ersten Tag gab es kaum freie Session-Slots und die Mischung aus Recht, Marketing, Technik und Selbsthilfegruppen („Wie erkläre ich dem Auftraggeber, dass 1.000 echte Fans besser sind als 20.000 gekaufte“) war bunt und sehr interessant.

Fußball regiert! Auch im Social Web 

Ich selber habe am ersten Tag eine Session ins Leben gerufen für die in großer Zahl anwesenden Fußballfreunde und -freundinnen. Nach einem Austausch über internationale Best Practice Cases von Vereinen im Social Web (1. FC Köln @ Instagram, ManCity @ Youtube) und Fußballmedien auf Facebook (Spox, 11 Freunde Ticker, Auf´m Platz) haben wir auch die Möglichkeiten diskutiert, wie Amateurvereine Facebook nutzen können („Panini“-Album der Bezirksligamannschaft, Videoanalysen statt schwer zu filmender Spielszenen). An einer Zusammenfassung dieser Session schreibe ich noch.

Ansonsten besuchte ich Runden zu “Facebook Check-in” und “Fanseiten-Benchmark” und hatte abends einen Tennisarm vom Kickern. Und war etwa der müdeste Mann der Welt. Darum habe ich auch die vom t3n-Team angepeilte Stehparty gemieden und stattdessen mit Kathi einen gemütlichen Agenturabend auf der Kaimauer verbracht.

Hacker Charme beim Barcamp

“Schlammcatchen”: Marketer vs Coder

Der zweite Tag begann mit Regen und Müdigkeit und einer spontanen Session zum Thema „Coder vs Marketer“ als gelungenem Wachmacher. Martin Thielecke (@Mthie) hatte gleich zu Beginn eine „Dauer-Session nur für Coder“ angeboten. Wahrscheinlich hatte er schon Kopfschmerzen vom Augenrollen über die möglichst unpräzise vorgetragenen Weltideen der Marketer am Tag zuvor. Ich fragte ihn, ob er nicht Lust habe, zusätzlich eine kleine Runde „Coder vs Marketer“ einzulegen, um altbekannte Störungen im Verhältnis untereinander auf den Tisch zu bringen und vielleicht sogar ein wenig was zur Verbesserung beizutragen. Es wurde eine lebhafte, gute besuchte und ziemlich lustige Session, in der aber auch einige interessante Aspekte zur Sprache kamen. Insbesondere die Bedeutung der unterschiedlich langen Arbeitspakete hab ich bisher eindeutig unterschätzt!

Wo ist das Problem? 

Ja, es gibt Kommunikationsprobleme zwischen Marketern und Codern. Wir sprechen einfach eine andere Sprache. Das war aber doch „schon immer so“ und sollte in den Augen vieler längst nicht mehr diskutiert werden (müssen). Jeder (?) weiß doch, wie wichtig Projektmanager für die Entwicklung von Websolutions sind und dass man als Kreativagentur für Projekte ab einer gewissen Komplexität vielleicht nicht auf Freelancer bauen sollte. Wo ist also das Problem?

Das Problem ist, dass dank „Social Media“ die Konstellationen der Zusammenarbeit noch einmal völlig durcheinander gewürfelt wurden. In einigen Unternehmen agieren Social Media Berater neben Kreativ-, Online- und PR-Agentur. Wer beauftragt da wen für eine Facebook-App? In anderen muss die PR-Agentur zum ersten Mal Online-Projekte stemmen, weil ihr  die redaktionelle Betreuung im Social Web übertragen wurde. Dazu kommt, dass zwar alle „was mit Facebook“ machen wollen, die Budgets aber idR noch ziemlich klein sind. Es kommt also oft zum Direktkontakt mit Programmierern und da sollte man folgende Dinge beachten

  • Programmierer und Spontanität sind (abseits der Sessionplanung auf Barcamps) nicht die beste Freunde. Sie wünschen sich ausreichend Vorlaufzeit, um vernünftig zu planen.
  • Coder arbeiten in wesentlich längeren Paketen an einem Projekt und das zu anderen Zeiten als wir Marketer. Sie wollen während der Arbeit an diesen Paketen nicht (und schon gar nicht telefonisch oder durch lässig in der Tür lehnende Kreativfuzzis) gestört werden. Die Erstanfrage erfolgt also am besten per Mail.
  • Die Erstanfrage beinhaltet nicht die Lösung sondern klar formulierte Problem- und Zielstellungen. Die Anfrage sollte Lust machen auf das Projekt und nicht nach plumper Auftragsarbeit klingen.
  • Coder sollten nicht mehr im Hintergrund von der Agentur geführt werden sondern in die Meetings mit dem Kunden einbezogen werden. Das verhindert gefährliche Missverständnisse (Stille Post Prinzip).
  • Im Zweifel sollte ein freier Projektmanager ins Boot geholt werden.
  • Gleichzeitig muss der Coder lernen, ablehnende Antworten zu einzelnen Aspekte weniger arrogant und als Empfehlung zu formulieren.
  • Coder sollten darüber nachdenken, ein Glossar zu erstellen, in dem die verwendeten Begriffe des Angebots erklärt werden.
  • Es sollte häufiger mit Prototypen gearbeitet werden, um Usabilityprobleme rechtzeitig zu erkennen.

Allgemein gilt, dass im Vorfeld eines Projektstarts die Vertreter aller drei Parteien (Kunde, Agentur, Coder/Projektmanager) sich einfach mal beim Bierchen treffen sollten. Man weiß danach recht schnell, ob man miteinander kann, entwickelt das Projekt zusammen auf dem Bierdeckel und legt fest, welche Kommunikationsarten (Skype, Mail, Telko, Meetings) wem am besten passen. Damit wären wir auch bereits beim einzigen Negativpunkt einer ansonsten wirklich grandios organisierten Veranstaltung. Die besten Biere der Welt werden im Norden gebraut und ich muss in Hamburg badisches Brackwasser trinken? Möp! Trotzdem tausend Dank den Veranstaltern (follow them)! Es war charmant, wo es charmant sein muss und  organisiert, wo es organisiert sein muss!

Außerdem besonders danken möchte ich Alexander Schilling (@raumfuer) fürs Protokollieren der “Marketer vs Coder” Session. Zu seinen interessanten Gedanken über Meetings im Facebook-Style wird hoffentlich noch gebloggt werden (Kathi?). Seinem Wunsch, mal bei einem Kick-Off Workshop für ein Social Media Projekt (mit Change Charakter) dabei zu sein, kann ich vielleicht tatsächlich bald entsprechen.

Außerdem habe ich mich sehr gefreut, persönliche Bekanntschaft gemacht zu haben mit Jan, MelaniePatrick, MarloThomas, Alexander und lieb gewonnene Timelinefreunde wieder zu treffen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen angenehmen Brücken- und Feiertag… Wir sehen uns Donnerstag und Freitag in Berlin :-)



Über Sebastian

Sebastian ist Creative Director und kommt ursprünglich aus der Musikbranche, wo er sich sehr früh der Arbeit mit social networks gewidmet hat. Bevor er zu den Frischen Fischen stieß, hat der studierte Betriebswirt fünf Jahre für die Mobile Marketing Agentur Goyya Kampagnen konzipiert und betreut. Sebastian ist passionierter Kinder- und Jugendfußballtrainer.


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