Crowdfunding als PR-Instrument
Das Konzept der Schwarmfinanzierung ist spätestens seit dem Zeitpunkt in Deutschland angekommen, an dem Stromberg-Fans 1 Million Euro in nur einer Woche für den neuen Kinofilm einsammelten. Bei der Art der Finanzierung handelte es sich um eine Mischform aus Crowdfunding und Crowdinvesting. Crowdfunding funktioniert also nicht nur in den USA, wo beim Platzhirschen Kickstarter regelmäßig Millionenbeträge für einzelne Projekte einsammelt werden, sondern auch immer besser in Deutschland. Allein im dritten Quartal 2012 wurde über die hiesigen Crowdfunding-Plattformen mehr Geld eingesammelt als im gesamten Jahr 2011. Dabei wird fast alles finanziert: Filme, Musik, Computerspiele, Kunst- und Kulturprojekte, journalistische oder wissenschaftliche Projekte, Erfindungen oder auch Reisen.
Jüngstes, prominentes Beispiel einer erfolgreichen Finanzierung ist das neue Buchprojekt von Dirk von Gehlen, Journalist und Leiter „Social Media/Innvoation“ bei der Süddeutschen Zeitung. Auf startnext sammelte er über 10.600 Euro für „Eine neue Version ist verfügbar“ ein. Damit wurde das Projekt deutlich überfinanziert, denn er benötigte ursprünglich nur 5.000 Euro. Diese ungewöhnliche Form der Buchfinanzierung löste auch eine beachtliche Medienresonanz aus: Beiträge bei heise.de, DRadioWissen, netzpolitik.org, neunetz.com, der Freitag, oder beim BR sind nur ein paar Beispiele.
Dabei bekommen nicht nur prominente Projekte Aufmerksamkeit in den Medien. Crowdfunding-Kampagnen sorgen also für Aufmerksamkeit. Ist Crowdfunding daher vielleicht ein gutes PR-Instrument? Oder ein Marketinginstrument, wie es auch schon Steffen Peschel in seinem Blog beschrieb? Die mediale Präsenz bringt jedenfalls nicht unmittelbar viele neue Unterstützer, wie ich einigen Gesprächen mit Beteiligten erfuhr. Denn die kommen häufig aus dem näheren Umfeld der jeweiligen Projekte, also Freunde, Bekannte, Familie, Fans, Partner, Kollegen. Und natürlich aus deren Bekanntenkreisen. Da ist viel private, leidenschaftliche und glaubwürdige Kommunikation online, aber vor allem offline gefordert. Aber auch das ist im Grunde PR.
Dennoch ist die Publicity in den Medien gute „Werbung“ für das Projekt und sorgt für ein gesundes Grundrauschen, das Interessierte mit ganz unterschiedlichen Beweggründen anlocken kann. So gewinnt man für die Umsetzung des Projektes vielleicht einen guten Partner. Oder man baut dadurch Beziehungen zu Journalisten und Medien auf, die sich langfristig auszahlen. Oder man macht Personen scharf auf einen interessanten Film und lockt sie dadurch ins Kino. Oder man unterstützt seine Werbekampagne für das Projekt mit Crowdfunding-Elementen und der dazugehörigen PR. Oder …
In jedem Fall eignet sich Crowdfunding meines Erachtens momentan wunderbar als PR-Instrument, um ganz unterschiedliche Effekte zu erzeugen. Vielleicht ändert sich das aber auch wieder, wenn Crowdfunding zur Normalität wird und kein Novum mehr ist. Was meint ihr?
Das Digitale Quartett diskutierte auch schon zum Thema Crowdfunding in einem Hangout, dessen Videoaufzeichnung ich wärmstens empfehle:
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