Creativity oder Business, das ist hier die Frage!
Die ersten Blogposts zur C’n’b Business Convention in Köln (21.-22.06.) sind schon online, teilweise mit nachvollziehbaren Kommentaren zu den Chancen und den Fallstricken der Urheberrechtsdebatte, die am ersten Tag der C’n’b eines der großen Themen war. Aber egal wie lange ich auf meinen eigenen Eindrücken zur C’n’b herumdenke: ich bin weiterhin irgendwie ratlos. Klar, das Urheberrechts-Panel am Vormittag, von Mercedes Bunz moderiert, hatte durchaus Unterhaltungswert, und Dirk von Gehlens einleitender Impulsvortrag zu seinem „Lob der Kopie“ war nicht nur kurzweilig, sondern auch klug und tatsächlich visionär. Und eigentlich war es auch eine nette Idee, das Gros der kurzen Impulsvorträge im Börsensaal abzuhalten. Nur: im Börsensaal gab es nicht nur diese Vorträge zu hören – hier war außerdem die Bar und der „New Job Circus“ zu finden, und dort präsentierten sich die circa 30 Aussteller einem mehr oder minder geneigten Fachpublikum. Die Enge der Räumlichkeiten konnte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass scheinbar viel zu wenig interessierte und interessante Medien oder Unternehmensvertreter das Gespräch gesucht haben mit den Ausstellern.
Business, Business und, äh, – Business
Vielleicht hatte ich auch völlig verschobene, unrealistische Erwartungen an die C’n’b – bislang war ich durch die re:publica weitaus mehr Twitter-Action und Input von allen Seiten gewöhnt: hier ließ sich alles es eher intim an, und den größten Andrang gab es natürlich an der Bar sowie beim New Job Circus, bei dem sich kleine Dienstleitungsunternehmen mit innovativen Ideen vorstellen konnten. Spätestens nach Tag 1 war klar: hier geht es ums Business, hier wollen sich in der Kreativwirtschaft verwurzelte kleine Unternehmer vernetzen, und hier schauen Kreativarbeiter nach passenden Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Urheberrecht / Crowdfunding / Musikstreaming / Allgemeinplätze
Na klar, es gab sie wie gesagt, die Panels – zu Themen, die lang und breit und keinswegs abschließend auf re:publica, NEXT und jedem beliebigen Barcamp der Republik besprochen werden zurzeit – dort aber womöglich innovativer und intensiver. Ich geb’s zu: ich war nicht überall (lange) dabei, weil ich die am Freitag angebotenen Themen wie beispielsweise „Direct to Fan / to Consumer Business“ wenig spannend fand. Noch ernüchternder war mein Eindruck, teilweise Zeugin schnöder Produktpräsentationen zu sein. Als allerschnödestes Beispiel sei an dieser Stelle zu nennen, dass sich die Crew um Cro, das Label Chimperator, im Zuge ihres Gewinns der Goldenen Schallplatte für „Easy“ am Tag zuvor wohl „den Magen verdorben“ hatte. Deswegen wurde statt der geplanten Keynote zu „Cro – the Popstar of Tomorrow“ ein Anfang Juli erscheinendes Langvideo zum Aufstieg des Rappers in den Sozialen Medien gezeigt, das in etwa soviel Unterhaltungswert wie ein 0,2er Kölsch hatte. Ging schnell vorbei, hielt nicht lang an. Schade eigentlich, weil spannendes Thema.
Networking 1.0: By Invitation only
Abgesehen von der „Swiss Opening Night“ war auch das Networking-Thema eine überwiegend exklusive Sache („by invitation only“), ähnlich wie einige der Workshops. Andererseits: wer sich für Social Commerce und aufstrebende globale Märkte interessierte, bekam einiges geboten – China war das Thema der C’n’b – und was musikalisch aufgeboten wurde, war auch gar nicht schlecht.
Aber vielleicht ist das auch das Problem der c’n’b, zumindest in meinen Augen: das Format und die anwesende Crowd haben nicht so richtig gepasst zum ambitionierten, vielseitigen Programm aus den Sparten „Creativity & Business“, „Social Commerce“, „Digital Tools & Trends“, „Global Networks“, „Interactive Formats“, „New Job Circus“ und dem aktuellen Aufregerthema Urheberrecht. Könnte daran gelegen haben, dass das Gros der Anwesenden v.a. in NRW nützliche Job-Kontakte knüpfen wollte, und sich daher logischerweise kaum für die Aussteller aus dem Digital- und Musikbereich interessiert hat. Oder daran, dass ein derart aufgefächertes Angebot bei Großevents à la re:publica weitaus mehr Anklang erfährt und auch mehr Innovation atmen kann, weil es eben auch ein geneigteres Publikum dafür gibt.