Corporate Podcasts: Alter Trend mit neuem Schwung
Podcasts zur Unternehmenskommunikation werden Mal wieder an vielen Stellen diskutiert, so auch bei uns im Team. Doch warum sollte man sich aktuell überhaupt Gedanken darum machen, einen eigenen Podcast anzubieten?
Benjamin O’Daniel schreibt in seinem Gastbeitrag bei der W&V:
„Für uns ist ein Podcast das ideale Medium. Wir können fachliche Zusammenhänge ausführlich erklären. Wir können Verständnis schaffen für unsere Arbeit, unsere Herangehensweisen und Überzeugungen”.
Damit bringt es der Podcaster und Agenturinhaber eigentlich schon gut auf den Punkt. Podcasts ermöglichen einen Tiefgang und schaffen damit die Möglichkeit, sich Wissen auf einem einfachen Weg anzueignen. Durch das gesprochene Wort bekommt das Ganze noch eine persönliche Note und wirkt authentischer. Laut einer Studie des ARD-Vermarkters AS&S hören 15 Prozent der Deutschen wöchentlich Podcasts und fast 90 Prozent lauschen meistens bis zum Ende.
Podcasts sind ein sehr intimes Medium. Mit Smartphone und Kopfhörern können die aufgezeichneten Gesprächen überall gehört werden: Beim Joggen, im ÖPNV oder im Wartezimmer. Darin steckt auch ein Vorteil des Podcastings: Es ist deutlich einfacher eine persönliche Beziehung zum Hörer aufzubauen, da dieser sich aktiv fürs Anhören entscheidet und somit die Aufmerksamkeit in der Regel garantiert ist.
Auch aus Sicht von Unternehmen bieten (Corporate) Podcasts Mehrwert für die externe oder auch interne Kommunikation. Mitarbeiter und Kunden können ortsunabhängig über Neuigkeiten rund ums Unternehmen, zu Events und anderen Themen informiert werden. O-Töne von Kunden, Messebesuchern oder neuen Kollegen lassen sich einfangen und bereichern die Berichte. Mit jeder neuen Podcast-Folge wird außerdem die eigene Redegewandtheit trainiert, was sich für Interviews auszahlt.
Sicher stellt sich jetzt der eine oder die andere Leserin folgende Fragen, die ich versuche zu beantworten. Weitere Fragen lassen sich in den Kommentaren beantworten.
Warum sollte ich über einen Corporate Podcast nachdenken?
Egal ob Film, Musik oder Buch: Dank Netflix, Spotify und Amazon entscheiden die Konsumenten selbst, wann sie was sehen, hören oder lesen möchten. Abgesehen vom Tatort, DHDL und dem Dschungelcamp gibt es kaum noch Sendungen, für die sich Menschen zu einer vorgegebenen Zeit vor den TV setzen. Beim Radio ist dies noch gravierender. Wer nicht gerade auf dem Bau tätig ist und Musik aus “der Konserve genießt”, kümmert sich selbst um die akustische Untermalung. Spotify für die Musik und Podcasts für die Inhalte, wie beispielsweise von DLF Nova oder dem Spiegel. Wer es spezieller mag, kann natürlich auch dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung oder der brand eins lauschen.
Die On-Demand Kultur hat den Medienkonsum deutlich beeinflusst. Podcasts sind ein Teil davon und werden so schnell nicht mehr weg gehen.
Sind Podcasts aufwendiger als Blogposts?
Ein Argument in unserer Fische-Diskussion war: “Der Blog nimmt viel Zeit ein, wie soll man da noch ein Podcast unterbringen?”. Klar, ein Podcast bedeutet auch etwas Aufwand, vor allem zu Beginn des Entstehungsprozesses. Steht jedoch einmal das Konzept und das Format, lassen sich Podcasts relativ schnell produzieren. Den aufwändigsten Teil stellt dabei die Nachbearbeitung dar. Abhängig von den eigenen Ansprüchen und der Episodenlänge, die zwischen 10 und 60 Minuten liegen sollte, lässt sich eine Podcast-Folge innerhalb einer bis drei Stunden erstellen.
Ähnlich verhält es sich mit einem Blogpost. Ist die Zeit und der Flow zum Schreiben gefunden, kann innerhalb weniger Stunden eine erste Fassung eines Beitrags entstehen. Je nach Aufhänger und geplanter Tiefe kann dies natürlich auch in einem 10-20 minütigen Zeitfenster passieren. Mit Lektorat kommt bei einem Blogpost also auch mindestens eine Stunde zusammen.
Knackpunkt, den ich hier sehe, ist der erwähnte “Flow”. In einem lockeren Gespräch, das sich an einer Agenda orientiert, kommt schneller ein Fluss zustande, als beim einsamen Starren auf den blinkenden Cursor. Außerdem lassen sich mittels Ton viel besser Eindrücke von Events und Ähnlichem transportieren.
Sollte unser Podcast nur auf unserer Webseite zu finden sein?
Google und Social Media sind für viele Webseiten die Haupt-Traffic-Lieferanten. Doch in Zeiten von Algorithmen, die über Relevanz entscheiden, sollte über alternative Traffic-Quellen nachgedacht werden. Neben Bildern und Kartendiensten gibt es noch weitere Einstiegsmöglichkeiten. Dazu zählen auch Suchmaschinen für Podcasts wie fyyd oder auch iTunes.
(Corporate) Podcasts öffnen also auch einen Weg für neue potenzielle Webseitenbesucher.
Klar ist, dass Podcasts nichts Neues und mit einem gewissen Aufwand verbunden sind. Klar ist auch, ein Podcast ist nicht unbedingt der Sales Channel Nummer eins. Woran erinnert uns das? Genau, über Blogs sagte man dasselbe und trotzdem wurden viele Corporate Blogs entwickelt, von denen heute einige zu den wichtigsten Anlaufstellen zählen, wenn es um Fachthemen geht. Unterm Strich helfen Corporate Blogs und Podcasts sichtbarer zu werden, den eigenen Expertenstatus auszubauen und gelegentlich kommen durch spannende Beiträge auch Anfragen und Aufträge zustande. Meiner Meinung nach sind das gute Argumente, die dafür sprechen, der Podcast-Idee eine Chance zu geben.
Luca Caracciolo, Print-Chefredakteur bei t3n, hat kürzlich einen Vortrag auf der Subscribe, der Konferenz für Podcaster, gehalten und erklärt, warum das Tech-Magazin einen Podcast macht. Ich finde, sein Vortrag ergänzt diesen Beitrag ganz gut.
Was mich jetzt natürlich brennend interessiert: Welche Podcasts stehen auf eurer Empfehlungsliste?