Pressefotos: Schritt für Schritt zum ansprechenden Businessportrait – PR-Visuals 4
Selbst wenn bei euch in den nächsten Wochen keine große Unternehmenspublikation geplant ist, lohnt es sich, das Thema pressetaugliche Businessportraits ins Auge zu fassen. Deren Produktion bedarf nämlich einiges an gedanklicher und organisatorischer Vorbereitung. Lieber geplant erstellt, als im spontanen Notfall schnell vom Typ aus der Buchhaltung geknipst. Im Park bei Mittagssonne. Vor einem beliebig ausgewählen Busch. Mit der Handykamera.
Diese vier Schritte sollte man durchdenken:
Schritt 1: Inspiration – Wie sieht denn eigentlich ein gutes Businessportrait aus?
Nachahmenswerte Beispiele aus unserem Pressebereich:
Clean, auf das Wesentliche reduziert und gut ausgeleuchtet. Janett Davidt (AdClear) wirkt sympathisch und seriös zugleich.
Der Hintergrund erzählt eine „atmosphärische Geschichte“ über Michael Hartwig (zanox), lenkt aber durch die Unschärfe nicht ab. Auch das Posing passt: repräsentativ, natürlich, entspannt.
Der außergewöhnliche Look passt zu Thomas Vatter und Robin Simon (fellody) und zu ihrem Produkt. Eins ist sicher: solche Bilder bleiben im Gedächtnis und fallen Lesern direkt ins Auge. Allerdings darf bezweifelt werden, dass Wirtschaftsredaktionen das Bild gerne einsetzen, wenn es schon woanders publiziert wurde, da es zu sehr nach einem exklusiven „Shooting“ aussieht. Eine oder mehr (seriöse) Alternativen empfehlen sich.
Schritt 2: Visuelle Ansprüche definieren
Bevor Fotograf, Location und Termin für das Shooting gesucht werden, sollte man sich intensiv mit der Corporate Identity des Unternehmens auseinandersetzen. Schließlich sind Mitarbeiterfotos ein Teil der Unternehmenskommunikation. Sie stehen damit natürlich auch unter dem Einfluss der Vorgaben dafür. Welche Kernkompetenzen des Unternehmens sollen sichtbar werden und wie erreicht man das? Ein guter Fotograf oder die PR-Spezialisten eures Vertrauens sind sicher gern bereit, bei der Beantwortung dieser Fragen zu helfen.
Außerdem sollte vorab feststehen, für welches Medium die Bilder produziert werden und welche formalen Ansprüche (Auflösung, Seitenverhältnis, etc.) sich daraus ergeben. Plant man, sie universell einzusetzen, rate ich zu Fotos in Druckauflösung (mind. 300 dpi). Die Auflösung für den Bildschirm kann später schnell daraus erstellt werden. Umgedreht wird der Fall schon schwieriger. Mit einer Sammlung aus Motiven im Hoch-, Quer- und quadratischen Format liegt für jede Verwendung etwas passendes bereit.
Schritt 3: Der Fotograf
Hier lautet meine Empfehlung: Finger weg von Do It Yourself-Bildern! Es sei denn, ein Mensch, der wirklich weiß was er tut, macht die Bilder. Alles andere mag vielleicht vordergründig Zeit und Geld sparen, aber am Ende tut man sich keinen Gefallen.
Mindestvorraussetzungen wie korrekter Schärfeverlauf, Belichtung, u.s.w. sollten ohne Kompromiss bei jedem Businessportrait erfüllt sein. Weitere No-Gos: unpassender Hintergrund, unvorteilhafte Pose oder Beleuchtung und grobe Farbverschiebung (besonders beim Hautton). Zudem gehört eine große Portion Erfahrung und handwerkliches (meint hier auch: zwischenmenschliches) Geschick dazu, eine Person ins rechte Licht zu rücken. Manchem fällt es anfangs schwer, ganz natürlich zu sein, wenn alle Augen und ein riesiges Objektiv auf ihn gerichtet sind. Ein guter Fotograf weiß, welche Stimmung er beim Shooting schaffen muss, damit der Fotografierte seine Anspannung schnell ablegen kann – essentiell für ein ansprechendes Bild!
Dem eigenen Netzwerk lässt sich sicherlich die ein oder andere Empfehlungen für einen lokalen Fotografen entlocken. Ansonsten hilft wie immer Freund Google gern weiter. Arbeitsproben auf der Homepage der Kandidaten sind dabei eine wichtige Zutat der Entscheidungsfindung.
Schritt 4: Shootingvorbereitungen
Jetzt gilt es, sich genügend Zeit für die Vorbereitungen zu nehmen. Dazu gehört ein ausführliches Briefing für den Fotografen, das auf den vorab festgelegten Ansprüchen (CI und Verwendungszweck) basiert. Außerdem sollte man spätestens gemeinsam mit dem Fotografen folgende Fragen beantworten:
Wo soll das Shooting stattfinden?
Grundsätzlich sehe ich 2 Möglichkeiten:
a) im Studio (siehe Foto von Janett Davidt oben)
+ gut planbar
+ meist geringerer Zeitaufwand als Shooting on Location
+ ideal für klassische Fotos
– es besteht allerdings die Gefahr, dass die Bilder schnell „zu glatt“ und austauschbar wirken
b) on Location (im Büro oder an einer anderen Wirkungsstätte, siehe Foto von Michael Hartwig oben)
+ bietet Spielraum für vielfältige Bilder
+ oft persönlicher und greifbarer als Studiofotos
(passt zu Firmen, die vor allem Authenzität und Individualität transportieren wollen)
+ weniger gestellte Posen
– ggf. wetterabhängig, zeitintensiver, erfordert Spontanität bei Fotograf und Modell
Welche Vorgaben für das Styling gibt es?
Es bietet sich an, eine optische Verbindung zwischen den Bildern der Mitarbeiter zu schaffen. Das erreicht man zum Beispiel durch ähnliche Hintergründe und/oder Kleidung, damit einheitliches Auftreten im Sinne der CI garantiert bleibt. Was mit sichtbaren Piercings und Tattoos passiert, sollte man ebenso klären, wie den Bedarf an professionellem Hairstyling und Make Up. Im Zweifel ist hier meine Empfehlung: lieber auf Nummer sicher gehen und im seriösen Look überzeugen.
Ist eine intensivere Nachbearbeitung der Fotos nötig? Wollen wir eine spezifische Farbstimmung oder Effekte?
Meistens gilt wie so oft: weniger ist mehr. Die Entscheidung wird ebenfalls aus der Corporate Identity abgeleitet.
Was sagt der Zeitplan?
Gerade wenn mehrere Personen zu einem Termin abgelichtet werden sollen, ist Planung das A und O. Unnötige Wartezeiten oder Shooten unter großem (Zeit-)druck können so vermieden werden. Zusätzlich schadet es nie, wenn vorab für Jeden noch etwas Zeit eingeplant wird, um das wallende Haupthaar unter Kontrolle zu bekommen oder den Lippenstift nachzuziehen.
Weitere Infos zum Thema hat Fotografin Jacqueline Esen schön zusammengestellt.
8 Kommentare
Juliane
Hey Ralf! Im Agenturalltag hat sich das Streben nach konkreten Briefings, nicht nur für Shootings, einfach bewährt ;)
„Medium“ meint hier nämlich auch ganz konkrete Printmedien, Blogs oder Seiten. Dort kann es passieren, dass speziellere Präsentationsformen für Fotos im Layout auftauchen (z. Bsp. kreisförmiger Bildausschnitt, extremes Querformat etc.). In einem solchen Fall passen die Bilder oft besser, wenn man wegfallende Bildteile schon beim Shooting beachten kann.
Freilich funktioniert das Ganze auch mit einer ordentlichen Ausgangsdatei, mit der man viele – aber eben nicht alle – Verwendungszwecke bedienen kann.
der f L y (Ralf Menzel)
Prinzipiell stimme ich dem zu. Guter Beitrag – Danke.
Warum aber sollte man vorab feststehen, für welches Medium die Bilder produziert werden? Das eigentliche Porträt wird erst mal mit professionellen Equipment erstellt, damit eine optimale Vorlage zu Grunde liegt. Was daraus exportiert wird, ist doch Sekundär?
Juliane
Danke, Bastian. Sollte jetzt funktionieren :)
Bastian
Bei Eurem Info-Link ist ein http zu viel. Das funktioniert so nicht.