Krieg der Browser II
Als neuer Frischer Fisch im Teich bin ich in einem interessanten Moment zu unserem Kunden Webtrekk gestoßen. Er hat gerade die aktuelle deutsche Webstatistik veröffentlicht. Die Browsernutzung in Deutschland ist jetzt, im 3. Quartal 2010, an einem Wendepunkt angelangt: Internet Explorer und Firefox teilen sich den Markt, fasst die Computerbild das Bild treffend zusammen. Webtrekk hatte den Abwärtstrend des IE nachgewiesen: Es handelt sich um einen anhaltenden Prozess, während der Firefox im gleichen Zeitraum einen konstanten Aufstieg verzeichnete (wenn er in diesem Quartal auch erstmals 2,7 Prozent Nutzeranteile verloren hat).
Die Chip titelte folglich: Internet Explorer: Absturz in Deutschland! Woran liegt es, dass der IE immer weniger genutzt wird? Betrachtet man die Historie des Microsoft-Browsers, fällt auf, dass Microsoft im Internet seit Jahren den Trends hinterherläuft. Außerdem schätzen die User ihre Freiheit im Internet. So kann der Firefox mit Hilfe von 6.000 AddOns mit fast allen IE-Features aufgerüstet werden, ein enormer Vorteil der Open Source Software. Und während Firefox eine starke Community um sich versammelt, hat der IE immer wieder mit Imageproblemen zu kämpfen – Sicherheitslücken, gefühlt endlos viele Updates, Absturz des ganzen Browsers bei Problemen in nur einem Tab, Performanceprobleme. Alles Probleme denen sich auch andere Browser gegenüber sehen, die deren Marke aber nicht im selben Maße negativ beeinflussen. Die Entwicklung der Browsernutzung zeigt meiner Meinung nach, dass sukzessive immer mehr User Souveränität im Umgang mit dem Internet erlangen und sich in der Folge bewusst für einen Browser entscheiden, statt den voreingestellten zu nutzen. Die Zahlen belegen, dass in den letzten Jahren die meisten IE-User zum Firefox gewechselt und dort auch geblieben sind.
Microsoft hat mittlerweile reagiert und der IE 9, der momentan als Betaversion erhältlich ist, soll einen radikalen Bruch mit den bekannten Problemen vollziehen (vgl. Golem, Chip, Focus). Ob mit dem Slogan „Das Internet neu erleben“ die klassischen Wechselhürden überwunden werden können, bleibt abzuwarten, denn die meisten User handeln letztlich nach dem „never change a running system“-Prinzip und werden nicht leicht vom Nutzen eines erneuten Wechsels zu überzeugen sein. Eine baldige Änderung der Entwicklung erscheint zudem dadurch unwahrscheinlich, dass nur wenige User den neuen Browser nutzen können. Er läuft nur auf Windows Vista und 7, während mit 46,61 Prozent Nutzungsanteil Windows XP unangefochten das führende Betriebssystem der Deutschen ist.
Ich bin schon jetzt sehr neugierig, wie der „Krieg der Browser II“ weitergeht. Um die Wartezeit auf die Nutzungszahlen für Quartal 4 etwas zu verkürzen, möchte ich eine kleine Marktforschung ins Leben rufen: Welchen Browser benutzt ihr? Was wünscht ihr euch von einem Browser? Und was könnte euch dazu bewegen, euren jetzigen Standardbrowser zu wechseln? Ich benutze übrigens Firefox. Mein liebstes Tool ist die Tab-Wiederherstellung nach dem Neustart, weil ich manche Tabs gern wochenlang geöffnet lasse, aber trotzdem keine Lust habe, diese als Favoriten extra abzulegen. Wechseln würde ich nur, dann aber sofort, für eine ganz neue Art der Lesezeichenverwaltung. Eine automatische, intelligente, sich selbst verwaltende Lesezeichenleiste. Wer bietet mir das als Erstes?