Wir bloggen über alles, was uns bewegt. Von Fußnoten bis Fußball, von Kant bis Rant.


Radball, Feldhandball, Fierljeppen: Sportives Storytelling für ihren Marketingmix


Unsere Erlebnisgesellschaft stellt Marketingverantwortliche vor große Herausforderungen, denn längst leben nicht mehr nur Jugendliche nach der Devise „Wo ist am meisten los?“. Untersuchungen zeigen, dass das Segment der Erlebniskäufer nahezu die Hälfte der Bevölkerung umfasst und klassische Werbeformen von potenziellen Kunden immer weniger wahrgenommen werden. Marken benötigen daher ein Erlebnisprofil. Ein solches Profil selektiert Zielgruppen nicht nach soziodemographischen Kriterien, sondern nach Lifestyle-Merkmalen und weist den Weg für die Planung weiterer Marketingmittel. Big Player bauen auf Themenparks und eindrucksvolle Großevents. Aber auch mit geringem Budget kann man durch unkonventionelle Ansätze und im Internet sehr viel erreichen. Zum Beispiel, in dem man sein Engagement auf außergewöhnliche oder vergessen Sportarten und Events ausweitet, mit denen man aus der Masse klar hervorsticht und die ein kontinuierliches crossmediales Storytelling erlauben.

Urban Radball

Einem Helm-Produzenten haben wir zum Beispiel mal empfohlen, auf eine Urband Radball Variante zu setzen. Schade, dass der Kunde sich damals dann doch gegen den geplanten großen Markeneintritt in Deutschland entschieden hat und unsere Idee seitdem in der Schublade verwaist. Der Clip “Die Weltbesten beim Preis des schwarzen Diamanten” zeigt auch, welche harten Weg Sportjournalisten (früher?) gehen mussten :-)

Bitte akzeptieren Sie funktionelle Cookies um den Inhalt zu sehen.

Feldhandball – Ein Gigant wartet auf sein Comeback

Ebenfalls völlig unverständlich ist mir, warum Feldhandball keine Rolle mehr spielt in der (deutschen?) Sportlandschaft. ein unglaublich schneller, dynamischer und spannender Sport mit viel Tradition. Geeignet zum Beispiel, um in Städteduellen (Leipzig Auswahl vs Dresden Auswahl) die großen Arenen in der Sommerpause der Profikicker zu füllen.

http://www.youtube.com/watch?v=feEreZJ46gc

Fierljeppen – Spring, spring über deinen Kanal… 

Auch aus dem holländischen “Fierljeppen” ließe sich bestimmt an der einen oder anderen Stelle was machen:

Bitte akzeptieren Sie funktionelle Cookies um den Inhalt zu sehen.

Auch ein nationales engagement bei Seifenkistenrennen könnte sich auszahlen, auch wenn Red Bull da teilweise schon am Start ist. Aber eben nur teilweise…Das Saloppe Grand Prix in Dresden freut sich jedenfalls sicher über interessierte Partner (Sponsoren wie Renn-Teams).

Ich wünsch Euch ein schönes Wochenende und bin gespannt auf Eure Ideen, welche Sportarten man im Marketing einsetzen sollte.

Bildquelle: TV Aldekerk

Facebook-Performance als Wahlprognose? Ein experimenteller Blick auf den NRW-Wahlkampf im Social Web


Gestern hatten in NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, 13,2 Millionen Wahlberechtigte die Wahl. Die CDU muss ordentlich einstecken, die FDP kann sich gegenüber der Wahl von 2010 verbessern, die Linken fliegen raus, die Piraten ziehen in den Landtag ein und Rot-Grün bekommt zusammen die Mehrheit der Stimmen (Ergebnisse im Detail).

Die Ergebnisse bei der „kleinen Bundestagswahl“ werden häufig als richtungsweisend für den Bundestrend gesehen. Zudem spielt der Wahlkampf im Social Web eine immer größere Rolle – besonders im Bezug auf die Erst- und Jungwähler, die sich in sozialen Netzwerken im Internet zu Hause fühlen. Aus diesem Grund lohnt sich eine kleine Analyse der Facebookseiten von Parteien und Politikern in NRW.

Doch was sagt die Facebook-Performance eigentlich aus über die politische Stimmung? Dienen entsprechende Kennzahlen – wie etwa Umfragewerte – möglicherweise als Wahlprognose? Der Aufschwung bei der FDP, der Siegeszug der Piraten, das Scheitern der Linken und die schwache Leistung der CDU zeichneten sich jedenfalls schon bei Facebook ab …


Wie sind die Parteien im Social Web aufgestellt?

weiterlesen

Facebook Barcamp Hamburg – Ick bin die Kathi aus Berlin, meine drei Hashtags: #olé #olé #olé


Ich war gerade 1,5 Wochen aus Dschungel auf Borneo raus und so langsam wieder in Berlin und in meinem Büro angekommen, als ich erfuhr, dass ich mit unserem Social-Experten Sebastian zum Facebook-Barcamp nach Hamburg fahren kann. Noch immer vom Reisefieber infiziert, habe ich natürlich sofort zugesagt, zumal Hamburg + Bar + Camp sich für mich alles andere als schlecht anhörte.

Ich bin ein totaler Barcamp-Neuling, ein Newbie, ein I-Männchen. Ich hatte jedenfalls sowas von keine Ahnung, was und vor allen Dingen WER mich da erwartet. Als ich dann aber gelesen habe, dass die Veranstaltung im Hackerspace Attraktor vom Chaos Computer Club stattfinden sollte, tja, da wurde mir zugegebenermaßen schon ein wenig anders. Ich war genau 1x in meinem Leben in so einem Hackerspace. Damals flehte mich ein Bekannter an, ihn auf die Wahlparty der Piratenpartei zu begleiten, weil ich angeblich die einzige Frau in seinem Umfeld war, die ansatzweise bei Tekkie- und Geek-Themen mitreden könnte. Was ein Kompliment! Genau das will man hören als Frau – nicht. Um es kurz zu machen: Das war die zweitschlechteste Party meines Lebens (die schlechteste hab ich mal im Old Daddy – der Name sagt ALLES – im Nachbardorf meines Heimatortes mitgemacht – gar nicht schön). Jedenfalls sprach damals im Hackerspace in Berlin kaum einer der Anwesenden mit mir, und ich bin weiss Gott nicht unkommunikativ. Trotz Wahlerfolg starrten alle entweder in irgendwelche Rechner oder standen stumm in der Ecke und nuckelten an ihren Club Mate-Flaschen – es war ziemlich offensichtlich: der Geek & ich, wir hatten ein Kommunikationsproblem.

 

Dementsprechend skeptisch bin ich mit Sebastian, unserem Advanced Barcamp-Besucher, nach Hamburg gefahren und immer schön im Hinterkopf: Wenn es Scheiße wird, der Kiez ist ja nicht weit. Kurz nachdem wir ankamen, ging es auch schon los mit einer  Vorstellungsrunde. Jeder musste seinen Namen sagen, wo er herkommt und drei Hashtags. WTF? Und das Wollknäul geht an…. Während sich alle fleißig mit Namen und Hashtags vorstellten, konnte ich kaum zuhören, weil ich krampfhaft damit beschäftigt war, drei coole Hashtags zu finden und diese auch ja nicht zu vergessen bis ich dran war. Um ehrlich zu sein: Ich weiss gar nicht mehr genau, welche Hashtags ich dann von mir gegeben habe, irgendetwas Minderkreatives wie PR, Startup und IMI (= irgendwas mit Internet), wobei letzteres zumindest für ein paar Lacher sorgte. Allen Barcamp-Newbies sei hiermit gesagt: Wer die Crowd begeistern will, sagt einfach irgendwas mit Fußball, am besten so nen Looser-Verein, der aber total sympathisch ist oder den FC Bayern (da gab es sogar Buhrufe). Beim nächsten Mal stelle ich mich mit “Kathi aus Berlin, meine drei Hashtags sind #olé #olé #olé” vor :)
weiterlesen

Facebook-Camp: Selbsthilfegruppen, Battles und Fußball im Social Web

, 30.04.2012,

Am Wochenende war ich in Hamburg beim FB-Camp, dem Barcamp rund um Facebook. Mit Vorfreude aber auch einer guten Portion Skepsis reiste ich an. Meine größte Sorge: Das Verhältnis der drei klassischen Hauptzielgruppen Session-Leader, Diskutanten, Wissensschnorrer Neugierige könnte sich bei so einem spitzen High Interest Thema stark Richtung passiver Neugier bewegen. Aber: Dem war überhaupt nicht so. Am ersten Tag gab es kaum freie Session-Slots und die Mischung aus Recht, Marketing, Technik und Selbsthilfegruppen („Wie erkläre ich dem Auftraggeber, dass 1.000 echte Fans besser sind als 20.000 gekaufte“) war bunt und sehr interessant.

Fußball regiert! Auch im Social Web 

Ich selber habe am ersten Tag eine Session ins Leben gerufen für die in großer Zahl anwesenden Fußballfreunde und -freundinnen. Nach einem Austausch über internationale Best Practice Cases von Vereinen im Social Web (1. FC Köln @ Instagram, ManCity @ Youtube) und Fußballmedien auf Facebook (Spox, 11 Freunde Ticker, Auf´m Platz) haben wir auch die Möglichkeiten diskutiert, wie Amateurvereine Facebook nutzen können („Panini“-Album der Bezirksligamannschaft, Videoanalysen statt schwer zu filmender Spielszenen). An einer Zusammenfassung dieser Session schreibe ich noch.

Ansonsten besuchte ich Runden zu “Facebook Check-in” und “Fanseiten-Benchmark” und hatte abends einen Tennisarm vom Kickern. Und war etwa der müdeste Mann der Welt. Darum habe ich auch die vom t3n-Team angepeilte Stehparty gemieden und stattdessen mit Kathi einen gemütlichen Agenturabend auf der Kaimauer verbracht.

Hacker Charme beim Barcamp

“Schlammcatchen”: Marketer vs Coder

Der zweite Tag begann mit Regen und Müdigkeit und einer spontanen Session zum Thema „Coder vs Marketer“ als gelungenem Wachmacher. Martin Thielecke (@Mthie) hatte gleich zu Beginn eine „Dauer-Session nur für Coder“ angeboten. Wahrscheinlich hatte er schon Kopfschmerzen vom Augenrollen über die möglichst unpräzise vorgetragenen Weltideen der Marketer am Tag zuvor. Ich fragte ihn, ob er nicht Lust habe, zusätzlich eine kleine Runde „Coder vs Marketer“ einzulegen, um altbekannte Störungen im Verhältnis untereinander auf den Tisch zu bringen und vielleicht sogar ein wenig was zur Verbesserung beizutragen. Es wurde eine lebhafte, gute besuchte und ziemlich lustige Session, in der aber auch einige interessante Aspekte zur Sprache kamen. Insbesondere die Bedeutung der unterschiedlich langen Arbeitspakete hab ich bisher eindeutig unterschätzt!

Wo ist das Problem? 

Ja, es gibt Kommunikationsprobleme zwischen Marketern und Codern. Wir sprechen einfach eine andere Sprache. Das war aber doch „schon immer so“ und sollte in den Augen vieler längst nicht mehr diskutiert werden (müssen). Jeder (?) weiß doch, wie wichtig Projektmanager für die Entwicklung von Websolutions sind und dass man als Kreativagentur für Projekte ab einer gewissen Komplexität vielleicht nicht auf Freelancer bauen sollte. Wo ist also das Problem?

Das Problem ist, dass dank „Social Media“ die Konstellationen der Zusammenarbeit noch einmal völlig durcheinander gewürfelt wurden. In einigen Unternehmen agieren Social Media Berater neben Kreativ-, Online- und PR-Agentur. Wer beauftragt da wen für eine Facebook-App? In anderen muss die PR-Agentur zum ersten Mal Online-Projekte stemmen, weil ihr  die redaktionelle Betreuung im Social Web übertragen wurde. Dazu kommt, dass zwar alle „was mit Facebook“ machen wollen, die Budgets aber idR noch ziemlich klein sind. Es kommt also oft zum Direktkontakt mit Programmierern und da sollte man folgende Dinge beachten

  • Programmierer und Spontanität sind (abseits der Sessionplanung auf Barcamps) nicht die beste Freunde. Sie wünschen sich ausreichend Vorlaufzeit, um vernünftig zu planen.
  • Coder arbeiten in wesentlich längeren Paketen an einem Projekt und das zu anderen Zeiten als wir Marketer. Sie wollen während der Arbeit an diesen Paketen nicht (und schon gar nicht telefonisch oder durch lässig in der Tür lehnende Kreativfuzzis) gestört werden. Die Erstanfrage erfolgt also am besten per Mail.
  • Die Erstanfrage beinhaltet nicht die Lösung sondern klar formulierte Problem- und Zielstellungen. Die Anfrage sollte Lust machen auf das Projekt und nicht nach plumper Auftragsarbeit klingen.
  • Coder sollten nicht mehr im Hintergrund von der Agentur geführt werden sondern in die Meetings mit dem Kunden einbezogen werden. Das verhindert gefährliche Missverständnisse (Stille Post Prinzip).
  • Im Zweifel sollte ein freier Projektmanager ins Boot geholt werden.
  • Gleichzeitig muss der Coder lernen, ablehnende Antworten zu einzelnen Aspekte weniger arrogant und als Empfehlung zu formulieren.
  • Coder sollten darüber nachdenken, ein Glossar zu erstellen, in dem die verwendeten Begriffe des Angebots erklärt werden.
  • Es sollte häufiger mit Prototypen gearbeitet werden, um Usabilityprobleme rechtzeitig zu erkennen.

Allgemein gilt, dass im Vorfeld eines Projektstarts die Vertreter aller drei Parteien (Kunde, Agentur, Coder/Projektmanager) sich einfach mal beim Bierchen treffen sollten. weiterlesen

Keep Your Timeline Tidy: Über Filter und tote Briefkästen auf Twitter zur re:publica

, 24.04.2012,

Jedes Jahr kapituliert beim “Wacken der Mediensoziologen” nicht nur das W-Lan sondern auch so mancher Twitter-Newbie. Verschreckt stehen sie vor ihrer Timeline und lassen sich völlig unvorbereitet von einen Tweet-Tsunami überrollen (Und sein letzter Gedanke war “republiwhatthef….” ).

re:publica: Das heißt auf 3.000 Besucher kommen etwa 5.000 – 10.000 Twitterer (inkl. Grüßonkel, Basher, Spammer) und die sind alles, aber nicht zurückhaltend. Und noch weniger selbstreflektierend. Der Umstand, dass es Follower gibt, die nicht am Start sind, wird bewusst ignoriert. Es gilt zu zeigen, dass man da ist und dass man nicht nur da ist sondern teilnimmt, sich aktiv einbringt in jedes Panel und in jede Pausendiskussion. Und natürlich, dass man Insiderwitze reissen und verstehen kann.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man als Neuling in diesen Momenten gleichsam geplättet wie entnervt sein kann, weil außer re:publica und re:publica-bashing in der eigenen timeline nichts mehr passiert. Kein Fußball, keine Politik, kein TV, keine Wortwitze, kein Dresden….

Wie also kriegt man nun seine Timeline “sauber”?

Für Zuhause gebliebene

1. Listen pflegen:

Unter anderem dafür gibt es Listen, deren sorgfältige Pflege sich an Tagen wie diesen auszahlt. Da hilft dann zum Beispiel eine Liste “Dresden“, in der sich die Häufigkeit des Hashtags #RP12 rapide verringert. Da schaut man zum betreffenden Zeitpunkt halt nur dort rein.

2. Clients mit Filterfunktion

Manche Clients – zum Beispiel Tweetdeck – können außerdem die Timeline filtern. Ob nun zum neuen iPhone Launch oder zur re:publica. Zwei Klicks und es erscheint Tweet mit dem Hashtag #RP12 in Eurer Timeline. Übrigens nicht der einzige gute Grund für externe Clients… :-)

Für Anwesende

1. Leiser und weniger twittern

#scherz

2. Der tote Briefkasten – To whom it may concern

Der tote Briefkasten ist ein nicht existenter Twitter-Nick, an den man zeichenarme Tweets sendet, die nur für die (Hashtag-)”Galerie” bestimmt sind. Er wird zwar in der Suche und auf der Wall angezeigt, aber nicht in der Timeline Eurer Follower. Ein Beispiel:

Der Tweet “Der Kaffee im Tüddellü* ist ja noch kälter als der Vortrag gerade #rp12”  wird allen eigenen Followern angezeigt.

Der Tweet “@rp12all Der Kaffee im Tüddellü ist ja noch kälter als der Vortrag gerade #rp12wird dagegen nur denen in der Timeline angezeigt, die dem Account “rp12all” folgen. Was wenige sein dürften, da es den Account gar nicht gibt. Trotzdem erscheint er aber in der Hashtag-Suche und auf der Wall. Er wird also nur denen angezeigt, die es wirklich interessiert, dass der Kaffee im Tüddellü kalt ist. 

Wie auch immer. Im Grunde ist es ja erstens halb so schlimm und zweitens geht es auch schnell wieder vorbei.

Oder wie man es auch sagen kann:

 

* Name von der Redaktion geändert

Auch für Firmen- und Promo-Events werden die GEMA-Gebühren ab 2013 teurer

, 20.04.2012,

Am 02.04. veröffentlichte die GEMA eine neue Tarifstruktur für Tanzveranstaltungen mit oder ohne Livemusik. Für Großraumdiskotheken und hochpreisige Events (von der Gala bis zum Rave) erhöhen sich die Tarife teilweise gravierend.

Auch für uns Agenturen – bzw. unsere Kunden – haben die neuen Tarife Auswirkungen.

In unserem unten aufgeführten Beispiel, einer recht überschaubaren Sommerfete in einem Autohaus, erhöhen sich die Gebühren um immerhin 35% gegenüber der derzeitigen Regelung (von ca. 270,00 EUR auf 360,00 EUR). Sollte die Feier länger als fünf Stunden dauern, würde sich der neue Betrag sogar noch einmal um 50% erhöhen, also von 360,00 EUR auf 540,00 EUR, und wäre somit ziemlich genau doppelt so teuer wie heute.

Je teurer die eingeladenen Acts und je mehr Besucher, desto gravierender wird es. Ihr könnt Euch also ungefähr ausrechnen, welche Wirkungen dieser Deal auf einen Tag der offenen Tür bei einem Energiekonzern hat!  Und ich habe noch nie davon gehört, dass jemand (nur) wegen der aufgeführten Musik zu solche einem Event gegangen ist. Ihr merkt, glücklich bin ich mit der regelung nicht. Und dabei bin ich selber (noch!) als Musikverleger Mitglied in der GEMA.

 

 

Warum ich das System als solches für unlauter halte

Ich bin absolut dafür, dass die Urheber von jedem Event profitieren! Ohne Ihre schöpferische Leistung keine Party, keine Emotion, keine Gänsehaut. Aber bitte mit einer Abrechnung je Gast und nicht entsprechend der (vermeintlichen) Einnahmen der Veranstalter. Wenn der selbe Künstler die selben Songs vor 200 Leuten bei einer Kneipenfete spielt (Eintritt = 4,00 EUR) und einmal vor 200 Leuten bei einer Party im Freibad (Eintritt wegen höherer Kosten für Sound, Personal und Umbauten = 10,00 EUR), dann kann es einfach nicht sein, dass der Eintritt eine Rolle dabei spielt, wie viel am Ende beim Urheber landet. Der höhere Eintritts-Preis resultiert schließlich ausschließlich aus Mehrkosten, die nichts mit dem Urheber(recht) zu tun haben, der Gewinn ist unter Umständen sogar geringer!

Im schlimmsten Falle werden die Mehrkosten bei den aufführenden Bands, DJs und Tontechnikern eingespart. Und das ist kein System, aus dem eine Wertschätzung für kreatives Schaffen hervorgeht. Das ist eher ein ziemlicher Schlag vor den Bug der Kreativwirtschaft; Und das zu Gunsten (im Zweifel bereits vor 70 Jahren verstorbener ) Urheber bzw. deren Erben.

*Falls es jemanden interessiert: Mehr dazu habe ich bereits hier geschrieben.

Die Infografik darf unverändert in Web- und Printageboten kostenfrei genutzt werden. 

Paris, Hauptstadt des Storytelling on the Street

, 18.04.2012,

Sind das noch Flashmobs? Ist das Strassentheater? Oder sind es interaktive Real-Life-Blockbuster? Egal, es ist auf jeden Fall toll, was auf Pariser Strassen gerade passiert.

Nimm Nivea und die Strasse flippt aus

http://www.youtube.com/watch?v=Zx_CvQZ_xIw

Nimm kein TicTac und die Strasse kippt um

http://www.youtube.com/watch?v=Sh30EIkgE4o

Kollegen im Hause Jung von Matt haben mal gesagt, dass sie die Arbeit für die Hamburger Philharmoniker auch als Teil des kreativen Austobens verstehen. Jede Agentur solle sich überlegen, Kultureinrichtungen auch bei geringem Budget und Freundschaftshonoraren zu betreuen, um gleichzeitig mehr Freiheit bei der Arbeit zu erlangen und sich kreativ zu beeinflussen. Wenn man solche Beispiele wie oben sieht, dann wird es vielleicht wirklich Zeit, sich ein Schauspiel-Essemble als festen Partner ins Boot zu holen?

Wenngleich ich mich gerade frage, ob man

1. in Deutschland einen Kunden von dieser Form der schwerlich bis gar nicht messbaren Inszenierung überzeugen kann

2. in Dresden für sowas überhaupt eine “Drehgenehmigung” bekäme  :-)

In Belgien geht´s

Bitte akzeptieren Sie funktionelle Cookies um den Inhalt zu sehen.

Stockfoto und Social Media: Ziemlich beste Feinde

, 15.03.2012,

Social Media und Stockfotografie vertragen sich ungefähr so gut wie Salami und Nutella auf dem selben Marzipanbrötchen.

Nicht nur, dass die rechtliche Seite völlig unklar ist, wie derzeit im Bezug auf den neuen Dienst pinterest an verschiedenen Stellen diskutiert wird. Auch die Gefahr, dass das eigene Werbegesicht (samt dem drollig guckenden Photoshop-Pudel im Arm) den Betrachter zwei Minuten später für ein gänzlich anderes Produkt anlächelt, ist nicht zu unterschätzen.

Social Web: Sei Du selbst und/oder liefer geil ab

Im Social Web gibt es zwei erfolgreiche Marschrouten: Authentizität oder Originalität. Im besten Fall kommen natürlich beide Dinge zusammen, aber im deutschen Mittelstand ist das ziemlich selten. Ungefähr so selten wie weiter oben genannte Essgewohnheiten würde ich mal tippen!

Stockfotos aber sind weder originell (Originalität = „auf schöpferischen Einfällen, eigenständigen Gedanken beruhende Besonderheit“ oder kurz „awesome“*) noch authentisch, es sei denn das Stockmodel ist ausgerechnet Angestellte/r des eigenes Unternehmen! Was vorkommen soll, da Stockfotomodels jetzt nicht gerade das selbe verdienen wie Heidi Klum. Trotzdem gilt auch hier: Das ist eher so selten wie ihr wisst schon!

Stockfotos und Social Media sind keine guten Freunde und darum gilt entweder:

Seid originell:

Spart nicht am falschen Ende sondern sucht Euch gute Fotografen, Comiczeichner oder Cartoonisten.Die sind nicht teuer, die liefern immer das passgenaue Bild und die räumen Euch wesentlich leichter alle Rechte ein als 100 Seiten lange AGB. Auch wenn manche Fotografen sich da immer noch schwer tun, aber das findet ihr raus. Das sind die, auf deren Website keinerlei Social Media Link zu finden ist!

Oder seid authentisch:

Egal ob Instagram by iPhone Cam oder digitale Spiegelreflex für 150,00 Euro: Die Leute wollen lieber Euch sehen als ein amerikanisches Klischee. (Nur mal am Rande: Wenn ich noch einmal diese halbnackte Football-Schiedsrichterin sehen muss, wenn es um Fußball geht, dann muss ich irgendwas kaputt machen)

 

*zu Deutsch etwa: Hammerhart, Abgefahren, geile Scheiße

 

 

RA Kelz über die Möglichkeit, die Sächsische Staatskanzlei wegen Geschäftsschädigung zu verklagen

, 09.03.2012,

Am vergangenen Freitag hat die Sächsische Staatskanzlei eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie reichlich pathetisch vor der Facebook Chronik warnt und dabei der Interpretation von Fakten sehr viel Spielraum schenkt. Unter anderem wird dort kolportiert, das Zurücksetzen und die Löschung einzelner Abschnitte bzw. der gesamten Timeline wären  praktisch unmöglich. Dabei ist das Löschen einzelner Statusmeldungen oder Inhalte  so einfach wie noch nie. Ein Klick genügt. Man muss nicht einmal danach suchen – das Bearbeiten und Löschen wird neben jedem Beitrag angeboten. Im Gegensatz zur Dialogplattform des Freistaats übrigens, bei der in den FAQ (und zwar nur dort) der Hinweis zu finden ist, dass das Löschen von Kommentaren nicht möglich sei.

Nachdem ich mich ein wenig geärgert und fremd geschämt habe, kam mir die Frage, ob dergleichen nicht sogar geschäftsschädigend ist. Sicher nicht für Facebook selbst (vergleiche -> Deutsches Sprichwort mit Eiche und sich dran reibender Sau). Aber es gibt ja die eine oder andere Agentur, die sich vor allem auf regional agierende Klein- und Mittelständler spezialisiert hat und jeder Social Media Berater kennt das Argument potentieller Kunden, man fürchte zu sehr um sein seriöse Image….

Kurzzeitig überlegte ich – zugegeben etwas später des Abends – ob man nicht Klage einreichen sollte. Aber eine solche Klage wäre eindeutig eher PR getrieben (“Agentur verklagt Staatskanzlei”) als durch reell verursachten Schaden und: Nur zu PR-Zwecken klagt man nicht!!! Trotzdem habe ich den Rechtsanwalt Bernhard “Gerichtsaal” Kelz mal wieder mit ein paar Fragen malträtiert. Herausgekommen ist eine ziemlich ausführliche aber auch hochinteressante Ausführung, mit deren Veröffentlichung wie lieber bis zum Wochenende gewartet haben :-)

Bernhard, gleich zu Beginn: Kann man die Staatskanzlei überhaupt verklagen? Kennst Du Beispiele, wo privatwirtschaftliche Unternehmen Klage gegen die Landesregierung erhoben haben?

Natürlich kann auch der Freistaat Sachsen, der durch die Landesregierung vertreten wird bei Rechtsverstößen verklagt werden. Das gilt insbesondere auch für die staatliche Informationstätigkeit. So beschäftigten ähnlich gelagerte Fälle bereits in den 80er Jahren das Bundesverfassungsgericht.

Da der sog. „Glykolwein-Fall“ und der „Jugendsekten-Fall“ bereits im ersten Semester Staats- und Verfassungsrecht zum Standard gehören, bin ich über die Pressemitteilung der Sächsischen Staatskanzlei durchaus erstaunt und verwundert.

Bereits die Frage ob und in welchem Umfang der Staat Warnungen, Empfehlungen oder Hinweise erteilen darf ist umstritten, zumal es dafür kaum spezialgesetzliche Ermächtigungsgrundlagen gibt, obwohl solche Warnungen, Empfehlungen und Hinweise zum Teil gravierende Auswirkungen für die Betroffenen haben können und in weiten Teilen zumindest mittelbare Grundrechtseingriffe darstellen können. Im Einzelfall kann das natürlich auch Amtshaftungs- und Folgenbeseitigungsansprüche gegen ein Bundesland oder den Bund zur Folge haben.

So haben sich im „Glykolwein-Fall“ betroffene Winzer und Abfüller auf einen unzulässigen Eingriff in das Grundrecht der Berufsfreiheit berufen. Zwar entschied das Bundesverfassungsgericht damals zu Gunsten der Bundesrepublik, erntete dafür aber – aus meiner Sicht zu Recht – sehr viel Kritik in der Rechtswissenschaft.

Wie so häufig sind die rechtlichen Fragen im Detail natürlich komplexer als ich hier darstellen kann. Gerade aus diesem Grund bin ich jedoch verwundert, dass sich die Staatskanzlei scheinbar leichtfertig Mitteilung hinreißen ließ wie:

„Das Zurücksetzen und die Löschung einzelner Abschnitte bzw. der gesamten „Timeline“ ist praktisch unmöglich.“

„Die ‘Lebenschronik’ verwendet Daten zur Erstellung eines Tagebuches, unabhängig davon, ob ein Nutzer das möchte oder nicht.“

Dies gilt umso mehr, als am Ende des Tages bzw. der rechtlichen Würdigung immer eine Abwägung zwischen dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit und den verletzten Rechten der betroffenen Unternehmen vorzunehmen ist. Bedenkt man, dass die zitierten Behauptungen der Sächsischen Staatskanzlei unzutreffend sind, kann man schwerlich behaupten, dass das Informationsinteresse der Öffentlichkeit die Rechte der betroffenen Unternehmen überwiegt, denn letztendlich besteht an falschen Informationen auch kein öffentliches Interesse.

weiterlesen