Schimpf & Schande in Social Media – Kann man sich auf Online-Krisen vorbereiten?
Im Jahr 2012 ging der „Shitstorm“ um – er traf gefühlt alles und jeden. Im Zuge dessen hat dann auch alles und jeder darüber berichtet. Mit dem Thema beschäftigt sich nicht mehr nur das Marketing- und PR-Fachvolk. Die Angst wird nun auch in der Mainstream-Presse geschürt, denn nicht einmal der Besitzer des kleinen Cafés um die Ecke ist vor dem Entrüstungsbeben sicher, schenkt man diesem Beitrag bei Galileo Glauben.
Man kann da nun geteilter Meinung sein, ob der Hype um die „Shitstorms“ nötig ist. Der Eindruck, der bei mir nach dieser Diskussion bleibt, ist jedoch, dass sich viele Unternehmen beim Umgang mit Kritik im Internet unsicher und unvorbereitet fühlen – sei es nun ein „Shitstorm“ oder ganz einfach Unmut und Unzufriedenheit, die auf eigenen Kanälen oder fremden Plattformen aufkommen.
Das Mantra der – ich nenne es mal klassischen Krisen-PR – ist seit langer Zeit: Um auf Krisen vorbereitet zu sein, ist es essentiell, Prozesse und Verantwortlichkeiten zu definieren und in Krisenhandbüchern auch offiziell festzuhalten. Was im Krisenfall aber weit mehr zählt als ein ehrlicherweise meist angestaubter Stapel Papier, ist Erfahrung. Im glücklichen Fall sammelt man diese nicht im Ernstfall, sondern greift auf verschiedene Trainingsmethoden zurück, mit denen Unternehmen ihre Teams vorbereiten können. Beispielsweise waren – und sind immer noch – Krisensimulationen ein beliebtes Mittel, um die Prozesse zu trainieren, auf Fehler im System aufmerksam zu werden und in der Trockenübung Erfahrung zu sammeln.
Üblicherweise werden in den Krisensimulationen klassische Medienszenarien trainiert. Es gibt einen kritischen Auslöser – sei es ein Unfall oder das Bekanntwerden eines Produktfehlers – erste Entscheidungen müssen getroffen, Alarmierungsprozesse in Gang gesetzt werden. Dann folgt die Simulation erster Presseanfragen: Unbequeme „Journalisten“ bringen Pressesprecher in Bedrängnis und fordern Informationen, die man längst nicht gesichert vorliegen hat. Bei der Simulation von Standortkrisen werden außerdem Anrufe von besorgten „Anwohnern“ und „Angehörigen“ vorgetäuscht, die inhaltlich richtig und mit dem nötigen Feingefühl beantwortet werden wollen. Um den Druck zu erhöhen, kommen nach einiger Zeit authentisch anmutende Medienberichte ins Spiel, die im Vorfeld für die Simulation „gefakt“ werden und das Szenario mit Gerüchten und Anschuldigungen befeuern.
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